Italien ist seit jeher ein beliebtes Reiseziel. Nicht nur das schöne Wetter und das gute Essen ziehen die Besucher in den Bann. In keinem anderen Land findet man derart viele Kunst- und Kulturschätze. Dies hat zur Folge, dass vor allem in den Sommermonaten zahlreiche Touristenströme durch die Städte ziehen und die Strände besiedeln. Doch noch immer gibt es in dem Land, in dem die Zitronen blühen Orte zu entdecken die kaum Jemand kennt.
Verlassene alte Häuser, Freizeitparks die verwildern, Ruinen und Geisterstädte sind Plätze in Italien, die sie sicher noch nicht gesehen haben. Von diesen Orten geht ein mystischer fast gruseliger Zauber aus. Lassen Sie sich anregen und verlassen Sie die touristischen Pfade um in diese verlassenen Räume einzutauchen. Ausgefallene Fotos und ein Schauer, der über den Rücken läuft, sind garantiert.
1. Villa Sbertoli, Pistoia, Italien
25 Gebäude umfasst das Gelände der Villa Sbertoli in der Toskana. Die Villa selbst steht seit 20 Jahren leer. 1868 gebaut wurde sie von Auguste Sbertoli gekauft, um hier seinen geisteskranken Sohn zu pflegen. Der Vater hatte den Eindruck, das örtliche Klima wirke sich positiv auf den Zustand seines Sohnes aus. Nach und nach kamen mehr Patienten hierher und aus der Villa wurde eine geschlossene Irrenanstalt.
In den benachbarten Gebäuden wurden universitäre Einrichtungen untergebracht und die Villa Sbertoni entwickelte sich zum psychatrischen Zentrum Europas. Beim Spazieren über die Wege des Geländes findet man alte Untersuchungsgeräte und zerschlissene Patientenliegen mit Bissspuren. Im Erdgeschoss der Villa, deren Putz abbröckelt, hängen verstörende Kinderzeichnungen.
2. Isola La Gaiola, Neapel, Kampanien
Diese zwei durch einen Steg verbundenen Felsen bilden die Insel La Gaiola. Direkt vor Neapel liegt dieses verfluchte Eiland. Tatsächlich lebte vor langer Zeit ein Hexenmeister als Einsiedler auf der Insel. Seit ein Politiker die Insel erwarb und ein Haus darauf baute, ereilte jeden der nachfolgenden Besitzer ein schreckliches Schicksal. Die Italiener meiden die Insel und nennen sie „Isola Maledetta“, das heißt „Insel der Verfluchten“.
Herzinfarkte, Bankrott, Unfälle, Selbsttötungen, ertrinken, es gibt kein Unglück das an den Besitzern der Insel und des Hauses vorbeiging. Seitdem wird gemunkelt, das allein schon das Betreten der Isola La Gaiola Unglück bringt. Aber auf manche Touristen übt gerade dieses Omen seltsamerweise einen Reiz aus.
3. Villaggio Balestrino, Ligurien
Eine der meist bekanntesten Geisterstädte der Welt liegt in Norditalien. Balestrino befindet sich in Ligurien und ist vermutlich im 11. Jahrhundert erbaut worden. Die Stadt besteht aus zwei Hälften. Unten am Rande des Hügels leben die 540 Einwohner, oben in der Nähe der Burg sind alle Häuser verlassen. Im Jahr 1953 wurde ein Erdrutsch befürchtet und da die uralten Häuser einzustürzen drohten, verließen die Einwohner die Gebäude.
Aus Furcht vor Erdbeben und den Folgen siedelten sich die Menschen lieber in stabilen Neubauten am Fuß des Hügels an. Seitdem steht der ganze mittelalterliche Stadtkern leer und die Häuser verfallen langsam. Durch diese Gassen zu laufen lässt den Besucher staunen und gruseln. Balestrino war der Drehort des Kinofilmes „Tintenherz“.
4. Greenland, Mailand, Lombardei
Im Jahr 1964 wurde in der Nähe von Mailand ein Freizeitpark für Familien gebaut. Das Areal ist 374.000 Quadratmeter groß und schon seit vielen Jahren geschlossen. In den 80er Jahren hatte der Park seinen Höhepunkt, mit vielen Besuchern und Fahrgeschäften. „Satellite Town“ nannte sich das Vergnügungszentrum damals. Missmanagement und mangelnde Hygiene- und Sicherheitsstandards hatten zur gerichtlich verfügten Schließung geführt.
Im Jahr 2008 wurde der Park versteigert. Das Gelände liegt seitdem brach. Immer wieder gab es Pläne zum Abriss oder zur Umgestaltung. Von einigen der Fahrgeschäfte steht inzwischen nur noch das Fundament, doch Autoscooter, Achterbahn und einige Buden stehen unberührt herum und ergeben einen traurigen Anblick.
5. Dino Island, Praia a Mare, Kalabrien
Die Dino-Insel war einst mit einer kleinen Brücke mit dem Festland verbunden. Inzwischen kann man das verlassene Eiland nur noch mit dem Boot erreichen. In den 50er Jahren sollte hier ein Luxus-Ferien Resort entstehen, doch die Anlage wurde nie fertiggestellt. Nun stehen die weißen Trulli Ferienhäuschen verlorenen in der grünen Natur. Auch ein halbfertiges Restaurant gibt es hier, dass noch nie einen Gast zum Essen hatte.
So traurig der Anblick des verlassenen Feriendorfes ist, so wunderschön ist die Insel. Es gibt Klippen und Grotten. Eine der Grotten erstrahlt hellblau, ganz ähnlich der berühmten blauen Grotte auf Capri. Ausflugsboote halten hier, damit Urlauber baden, schnorcheln und tauchen können.
6. Santo Stefano, Ventotene, Latina
Nach der Theorie des Panoptikums wurde im Jahr 1795 auf der kleinen Insel Santo Stefano ein ideales Gefängnis eröffnet. Der Kontrollturm in der Mitte des Gebäudes ermöglichte ein ununterbrochenes Überwachen der Häftlinge. Trotz der Versuche ein Ideal zu verwirklichen gab es Revolten, Ausbrüche und Putschversuche. Im Jahr 1860 fand der größte Aufstand statt, bei dem die Häftlinge die komplette Kontrolle über das Gefängnis übernahmen.
Bekannte Gefängnisinsassen waren Sandro Pertini, Gino Lucetti und Carmine Crocco. Das Gefängnis war so konstruiert worden, dass jeder Gefangene nur 10 Minuten Licht pro Tag bekam. Im Jahr 1965 wurde der Gefängnisbetrieb eingestellt. Die winzige Insel, mit dem hufeisenförmigen verlassenen Gebäude kann bei Führungen besichtigt werden.
7. Woodpecker Disco, Milano Marittima, Ravenna
Im berühmten Badeort Milano Marittima an der Adria Küste gab es in den 50er Jahren eine beliebte Diskothek namens Woodpecker. Als immer mehr Touristen in den Ort strömten und sich die Hotels zu vermehren begannen, plante man das Tanzlokal an den Stadtrand zu verlegen. Der Architekt Filippo Monti wurde beauftragt ein Gebäude zu entwerfen. Es entstand eine Kuppel am Wasser, mit vielen Torbögen, die den Besuchern das Gefühl vermittelten sowohl draußen, als auch drinnen zu sein.
Mitte der 70er Jahre brannte das Gebäude und wurde nicht wieder hergestellt. Scheinbar gab es zu viel bürokratische Hürden. Inzwischen wurde das leerstehende, halb zerstörte Gebäude wieder entdeckt. Künstler machen hier Ausstellungen und es finden Raves und Partys statt.
8. La Cermica, Olbia, Sardinien
Mit der Ziegelfabrik La Ceramica hatte sich die Familie Picci auf der Insel Sardinien ein richtiges Imperium erschaffen. Die Ziegelei, die aus zwei Fabrikgebäuden und einem Bürogebäude besteht hatte in den 50er und 60er Jahren erheblich zum wirtschaftlichen Wiederaufschwung von Sardinien beigetragen. Seit Mitte der 80er Jahre ist die Fabrik geschlossen und die Gebäude stehen leer.
Im Erdgeschoss in einer der Hallen sieht man noch zwei Feuertunnel und im ersten Stock, Brennöfen und Ziegelornamente. Überall liegen rote Ziegelsteine herum, zum Teil noch ganz, zum Teil zersplittert. Bienen, Insekten und Vögel haben sich in der einen oder anderen Ecke eingenistet. Das verwilderte Außengelände unterstreicht den Zerfall dieses einstigen wirtschaftlichen Imperiums.
9. Cemetery of the Burci, Sile Greenway
Sollten Sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf dem Sile Greenway von der Stadt Treviso zum Badeort Jesolo unterwegs sein, dann treffen Sie nach 7 Kilometer auf den Cemetery of the Burci. Hier liegen seit den 70er Jahren ausrangierte Holzkähne im Fluss und modern vor sich hin. Die Kähne wurden einst zum Transport von Waren zwischen Treviso und Venedig genutzt.
Die Holzboote sind zum Teil schon fast vollständig verfault. Umrisse lassen sich noch erkennen und es ist merkwürdig zu beobachten wie Pflanzen und Tiere die alten Boote in ihr Dasein integrieren. Vögel bauen ihre Nester, Fische schwimmen im zerfallenen Bootsinneren und Schilf wächst zwischen den maroden Planken. Der Sile Greenway ist 150 Kilometer lang. Die Strecke lässt sich auch mit dem Kanu zurücklegen.
10. Palcoda, Venetien
Palcoda ist ein verlassenes Geisterdorf in den Voralpen. Auf einem verwunschenen Weg können Sie von Tramonti di Sotto aus dorthin wandern. Sie werden zerfallene Häuser vorfinden, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Inmitten der Ruinen steht eine alte Kirche die 2011 komplett renoviert wurde. Ganz in der Nähe befindet sich ein weiteres Geisterdorf mit dem Namen Tamar.
In Palcoda ließen sich im 15. Jahrhundert zunächst ein paar Hirten nieder, drei Jahrhunderte später war es ein richtiges Dorf mit 150 Einwohnern. Ziegen wurden hier gezüchtet und Strohhütten hergestellt, die in ganz Italien verkauft wurden. Als das Gewerbe unwirtschaftlich wurde, verließen die Bewohner Palcoda. Seit dieser Zeit stehen die Steinhäuser leer und werden immer mehr von Pflanzen überwuchert.
11. Michelangelo da Vinci, Villamearzana
Was als großartiger Traum eines Flugzeugrestaurants begonnen hatte, wurde im Jahr 2000 Wirklichkeit. Doch lange hielt die Öffnung dieses einmaligen Projekts nicht an, bereits im Jahr 2014 war der Traum ausgeträumt. Der Inhaber Gigi Stecca hatte zwei Flugzeuge, einen Hubschrauber und einen Kontrollturm aufgestellt und ausgebaut. Er bot den Gästen seines Restaurants die besondere Gelegenheit in einem Flugzeug zu essen und zu feiern.
Dekoriert war das Lokal mit Repliken von Michelangelo und Leonardo da Vinci. Auch kulinarisch war einiges geboten. Die Pizzas waren riesig und die Auswahl an Bieren enorm. Das ehrgeizige Projekt scheiterte an Streitigkeiten mit den Behörden und den enormen Kosten, die zur Instandhaltung des Geländes anfielen. Nun kann man das verlassene Gelände und die verbliebenen Reste des Restaurants besichtigen.