Wie sieht es denn hier aus? Zerschlagene Glasscheiben, demontierte Gleise und schaurig düstere Ecken. So sieht das typische Bild der Bahnhöfe aus, die in Deutschland seit vielen Jahren in Vergessenheit geraten sind. Schon längst sind sie sich selbst überlassen. Ober – und Unterirdisch ein Genuss für jeden Horror-Begeisterten!
Die Natur ist längst der Bauten bemächtigt. Zwischen den Bahnschwellen wächst „wildes Gemüse“, wo einst täglich Tausende von Passagieren in den Waggons ein- und aussteigen. Bunte Graffitis zieren die Wände und Vandalismus hat Einzug gehalten. Das alles wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Wie sieht es auf den verlassenen Bahnstrecken weltweit aus? Auch das haben wir für Sie vorbereitet! Fangen wir an:
1. Geisterbahnhöfe in Deutschland
Sie waren sicher schon in Berlin. Ist Ihnen auf Ihrer Reise etwas aufgefallen? Allein in dieser „modernen“ Stadt, werden Sie genügend „Lost-Places“ finden: Der Bahnhof Siemensstadt wurde im Bezirk Spandau 1929 eröffnet. 90.000 Mitarbeiter sollten hier der Firma Siemens dienen. Diese Gleise waren damals sehr wichtig für den Zweiten Weltkrieg. Und was passierte heute?
Nun, die Wiederaufnahme im Jahr 1955 als S-Bahnhof konnte den Bahnhof leider nicht vor dem Verfall retten. Fakt: Der Reichsbahnerstreik 1980 besiegelte das Aus. Was hier bleibt werden Graffiti Sprayer lieben. Viel Platz und Ruhe um die Ziegelmauern und bröckelnde Fassaden zu „verschönern“. Doch in Berlin befindet sich nicht der einzig verlassene Bahnhof. Sie werden sich wundern.
2. München, Riesenfeld
Der ehemalige Bahnhof München Olympiastadion im Norden dieser Stadt, am Riesenfeld – wurde im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1972 gebaut. Der Grund: um für die erwarteten Menschenmassen neben der Münchner U-Bahn mit der S-Bahn ein zweites Transportmittel zum Gelände zu ermöglichen. Dies hat bis auf Weiteres funktioniert. Wenn da nicht ein Unfall geschah. Was geschah an jenem Tag?
Im Jahr 1988 wurde der Bahnhof endgültig stillgelegt und ist seitdem als Geisterbahnhof dem Verfall preisgegeben. Zudem steht der Bahnhof unter Denkmalschutz. Die Ruine des früheren S-Bahnhofs Olympiastadion am Riesenfeld ist nach einem Unfall mit spielenden Kindern zu einer Geisterstätte geworden. Allerdings sind Wiederbelebungsprojekte bereits im Gespräch. Wir sind gespannt, ob die Pläne tatsächlich umgesetzt werden.
3. Detmold-Remmighausen
Für viele Menschen ist der Ort: Remmighausen völlig unbekannt. Die Stadt wurde im Jahr 1052 gegründet. Hochachtungsvoll wurde im Jahr 2002 das 950-jährige Bestehen gefeiert. Im Jahr 1895 wurde der Ortsteil Haltepunkt im Streckennetz der Bahn für Reise- und Güterzüge. Reisezüge halten hier längst nicht mehr. Der Bahnhof wollte lange Zeit erhalten bleiben. Doch keine Chance.
Die Reaktivierung des Bahnhofs Remmighausen wurde auf politischer Ebene immer wieder hart diskutiert. Leider aber aussichtslos. Hier wird sich nichts tun. Stillgelegt wurde der Bahnhof im Jahr 1952. Seitdem rasen hier nur Güterfahrzeuge entlang. Einige Heimat-verwurzelten Bewohner leiden darunter, denn die Reaktivierung des Bahnhofs hätte viele Vorteile.
4. Düsseldorf-Kalkum
Lange ist es her, dass hier Züge hielten. Heute liegt die Bahnhofs-Station brach. Nur ein kleiner Pfad zweigt von der Hauptstraße ab und führt in den Wald hinein. Schlecht gepflastert. Zurück bleiben Ruinen. An diesem Ort verbergen sich Überreste. Von jeglichem Leben verlassen. Die Zeit überdauert die Überreste. Der Bahnhof Kalkum war ein seit 1846 genutzter Halt an der Stammstrecke.
Nach Eröffnung der S-Bahn Rhein-Ruhr war die Station zuletzt noch Halt der Linie der S1. Eine Strecke die zum Flughafen führte. Am 27. Mai 1990 wurde der Bahnhof jedoch zum Beginn des Sommerfahrplans aufgrund des gering eingestuften Bedarfs gekappt. Von nun an rasen schneller als der Wind, die S-Bahnen ohne Halt am alten Bahnsteig zwischen den Schienen vorbei.
5. Potsdam-Pirschheide
Am 18. Januar 1958 eröffnet der Bahnhof Potsdam Pirschheide. Die Zeit der DDR. Nostalgie und Melancholie gibt es an diesem Bahnhof. Bis 1999 herrschte reger Betrieb auf den Außenringbahnsteigen. Heute sind diese längst Geschichte. Übrig geblieben sind zwei Gleise für durchfahrene Regionalzüge. Die Lage in der DDR war damals sehr kompliziert, sodass eine Umfahrung geplant war.
Bis ins Jahr 1954 waren große Teile des Außenrings fertiggestellt gebaut. Zweimal stündlich eilt der Intercity Köln – Berlin-Lichtenberg noch durch den Bahnhof. Was bleibt ist ein wenig Glanz in die Erinnerung. Der Bahnhof verfällt jedoch immer weiter. Allerdings möchte die Deutsche Bahn die Bedeutung des Bahnhofs für den Regionalverkehr erhalten.
6. Berlin – Siemensbahnhof
Kennen Sie auch diese Seite von Berlin? Wenn nicht, dann müssen Sie sich diese „Grabstätte“ schnellstens ansehen. Was ist hier zu sagen? Nun, die Siemensbahn ist eine S-Bahn-Strecke in Berlin. Sie ist nach der Firma Siemens und Halske benannt. Sie bauten die Strecke in Eigenregie zwischen 1927 und 1929: Knapp viereinhalb Kilometer lang und ist seit dem Jahr 1980, dem Reichsbahnerstreik außer Betrieb.
Eigentlich schade. Noch dominiert die Ruhe diesen Ort. Das soll sich allerdings in den nächsten Jahren ändern. Es wird also hart gemunkelt. Der Berliner Senat wünscht sich bis 2025 eine Reaktivierung der Strecke. Wir sind gespannt, ob dieses Projekt tatsächlich umgesetzt wird. Denken Sie nur für einen kurzen Augenblick an den Berliner Flughafen.
7. Alter Hauptbahnhof Solingen
Der alte Hauptbahnhof Solingen ist ein ehemaliger Bahnhof in Solingen. In nur wenigen Jahren wechselte der Bahnhof seine Namen. Die Bewohner kamen fast nicht mehr hinterher. Er wurde 1890 unter dem Namen Bahnhof Solingen Süd eröffnet, im Jahr 1913 in Solingen Hbf umbenannt und im Jahr 2006 stillgelegt. Das heutige Stadtgebiet Solingens erhielt seinen ersten Eisenbahnanschluss im Jahr 1867.
Seitdem wurde der Verkehrsanschluss stetig verbessert und verlängert. Das führte zu einer absoluten Fehleinschätzung. Seit der Stilllegung des Personenverkehrs auf der Korkenzieherbahn 1942 diente der Bahnhof nur noch dem Verkehr auf der Strecke von Ohligs nach Remscheid/Wuppertal. Sie wollen außergewöhnliche Bahnhofs-Ruinen in der Wüste sehen? Dann schauen Sie unbedingt weiter:
8. Geisterbahnhöfe weltweit
Sie haben nicht genug von den schaurig-schönen Ruinen in Deutschland? Können wir verstehen. Sehr spannend und faszinierend sind die Geisterbahnhöfe auf der ganzen Welt verteilt. Die Liste der stillgelegten oder nie in Betrieb genommenen Bahnhöfe ist quasi endlos. Ein Anfang könnten die Bahnhöfe in den spanischen Pyrenäen, in Detroit in den USA oder der größte Eisenbahnfriedhof der Welt in Bolivien sein.
Es ist unglaublich, wenn Sie bedenken, dass urige Eisenbahnwaggons in einer verlassenen Wüste „weggeworfen“ wurden? Einfach so? Wir verraten Ihnen, wie dieses Phänomen zustande gekommen ist. Die Welt ist und bleibt ein Wunder. Der Mensch ist in der Lage Dinge zu erschaffen und in die Welt hineinzutragen. Was für den einen Spektakulär ist, kann den anderen zu Tränen rühren: eine Schande.
9. Haunted Railway Station Indien
Indien. Eine der ärmsten Länder dieser Welt. Es gibt sieben Weltwunder, und alle sind sehr wichtige architektonische Entwürfe. Sie alle haben eine bedeutende Zeit in der Geschichte. Wenn es um Indien geht, ist es ohne Zweifel ein Wunderland. So auch dieser Bahnhof. Dazu kommt Indiens gewaltige Kultur und Überzeugungen unterscheiden es von jedem anderen Land.
Sie müssen wissen, dass Indian Railways jährlich über acht Milliarden Passagiere und mehr als eine Milliarde Tonnen Fracht transportieren. Jeden Tag fahren ungefähr 12.000 Reisezüge, die von 23 Millionen Reisenden benutzt werden – aber nicht an diesem Ort. Einsam und verlassene vegetieren die Mauern vor sich hin.
10. Die Michigan Central Station
Dieser Bahnhof sollte zu jener Zeit die Gegend in Detroit aufwerten – doch nun wirkt das in die Jahre gekommene Gebäude mit 18 Stockwerken wie ein Fremdkörper. Es ist unfassbar wie in den Staaten so etwas geschehen kann. Der Bahnhof ist nun einer der spektakulärsten Geisterbahnhöfe weltweit. Woher stammt eigentlich der Name „Geisterbahnhof“? Wir verraten es Ihnen.
Legenden besagen, dass es an diesen Orten spukt. Unfälle prägen die Menschen. Menschen wurden zurückgelassen. Meist ein trauriger Ort. Zudem erhielten die Bahnhöfe das Gespenstische wegen der schauderhaften Atmosphäre: kaum beleuchtet und überwacht von Grenzsoldaten. Damit das nicht in Vergessenheit gerät, können unter anderem Besucher regelmäßig an Führungen zu den Schauplätzen teilnehmen. Aber nicht überall. Es ist zu gefährlich.
11. Eisenbahnfriedhof Bolivien
Bahnreisen in Südamerika. Erlebnisreicher kann es kaum zu gehen. Der Eisenbahnfriedhof Uyuni am Rand der Salztonebene Salar de Uyuni in Bolivien südwestlich der Stadt Uyuni – gilt als größter Eisenbahnfriedhof der Welt. Kein Bahnhof in diesem Sinne, aber dafür eine Grabstätte für unzählige Eisenbahnen. Alle Besucher sind absolut begeistert – nicht nur wegen dem faszinierenden Salzsee.
Bis in die 1940er Jahre florierte der Rohstoff, wie auch der Metalltransport. Just in diesem Moment stehen Strecke – und ca. Hundert Loks still. Es warten weitere Informationen auf Sie: Im Jahr 1872 wurde mit dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens, begonnen. Uyuni entwickelte sich zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. Etwa in den 1940er Jahren brach die örtliche Industrie zusammen. Die Lokomotiven wurden stillgelegt.
12. Spanische Pyrenäen
Der Bahnhof von Canfranc ist ein ehemaliger Ort. Seine Linien fuhren zwischen Spanien und Frankreich. Nach der Stilllegung der Bahnstrecke in Frankreich dient er als Regionalbahnhof. Seitdem wirkt er diesem Funktionswechsel stark überdimensioniert. So ist es selbstverständlich, dass in dem 550 Seelen Dorf Canfranc, spanischen Pyrenäen – nur wenig los ist. Von außen sieht das Gebäude lebendig aus. Aber der Schein trügt.
Nur wenige Male am Tag hält eine Regionalbahn an, in Saragossa. Auch der palastartige Bahnhof aus dem Jahr 1920 hat ausgedient. Mit den goldenen Zwanzigern endete auch die Geschichte des Bahnhofs. Wir wollen zurück nach Deutschland. Denn hier warten noch einige Ruinen, die von Ihnen entdeckt werden müssen!
13. Hamburg
Wie kann, das sein, dass ein Teil des U-Bahnhofs Hauptbahnhof Nord in Hamburg nie in Betrieb genommen wurde? Und das in Deutschland! Zwei der vier im Jahre 1968 fertiggestellten Tunnelröhren blieben ohne Gleise. Für was waren diese dann gedacht? Sie waren für eine U-Bahnlinie von Winterhude nach Lurup erfunden. Der Bau vom „Senat“ wurde aus finanziellen Gründen schon in den 70er Jahren gekippt.
Für Touristen ist dieser Ort in Hamburg besonders beliebt. Denn auf dem Bahnsteig: Hauptbahnhof Nord, werden Führungen durch die unbekannte Unterwelt der Hansestadt ermöglicht. Ansonsten sind beide Bahnsteigröhren durch Gitter versperrt: in der Nordröhre liegen mehrere hundert sternförmige Betonsteine. Buchen Sie eine Führung und überzeugen Sie sich selbst!
14. Postbahnhof Leipzig
Er war der einst größte Bahnhof seiner Art in Europa: der Postbahnhof Leipzig. Von 1912 bis 1994 war dieser Ort ein wichtiger Knotenpunkt des mitteldeutschen Bahnpostverkehrs. Heute steht der Bahnhof unter Denkmalschutz. Ein Hallenbau mit 28 Bahnsteigen. Graffiti Sprayer erfreuen sich über sämtliche Kunstwerke. Was geschah mit den Überresten im Laufe der Jahre?
Der Postbahnhof wurde ständig erweitert und technisch verbessert. So wurde 1936 an der Rohrteichstraße ein großer Erweiterungsbau fertiggestellt. Aktuelle Neuigkeiten: Nach 20 Jahren Leerstand, kaufte ein Investor den Postbahnhof in Leipzig-Schönefeld. Er ist fast so groß wie der Leipziger Hauptbahnhof. Fassen wir zusammen: Viele Bahnhöfe sind sich selbst überlassen – wer mag unter ihnen die treueste Seele sein?
15. Die treueste Seele
Niemals zu vergessen: die Ludwigs-Eisenbahn. Die Königlich privilegierte Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft erhielt am 19. Februar 1834 die königlich bayerische Konzession zum Bau einer Eisenbahn. Die Strecke: von Nürnberg nach Fürth. Am 7. Dezember 1835 fand die Eröffnungsfahrt statt. In Deutschland fuhr somit die erste mit Lokomotiven betriebene Eisenbahn. Ein Grund um sich dieses Datum einzuprägen!
Es wurde das Eisenbahnzeitalter eingeläutet. Als erste mit Lokomotiven betriebene Eisenbahn in Deutschland nahm die Ludwigs Eisenbahn am 7. Dezember 1835 den öffentlichen Personenverkehr auf. Lieber Leser, wir sind auf das öffentliche Verkehrsmittel stark angewiesen. Menschen entscheiden sich gegen einen PKW und nutzen die Bahn – das ist sehr vorbildlich. Wenn die Bahn doch mal pünktlich wäre.