Für die meisten Passagiere gehört es zum Fliegen einfach dazu: eine Mahlzeit über den Wolken. Egal ob nur ein Drink, Snacks oder eine vollwertige Mahlzeit – hinter jeder Essensausgabe steckt ein Team, dass viel Zeit und Organisation in den Ablauf und die Zubereitung der Gerichte gesteckt hat.
Ehe es das Essen von der Küche bis auf den Klapptisch im Flugzeug schafft, passieren viele Arbeitsschritte im Hintergrund. Von der Anlieferung der Lebensmittel, über deren Zubereitung und Lagerung bis hin zur Auslieferung an die Fluggesellschaft, das Erwärmen an Bord und das Servieren an die Fluggäste.
Wir haben elf Fakten über Flugzeugessen für Sie zusammengetragen, die Sie garantiert noch nicht über Bordmenüs wussten.
1. 700 Millionen Mahlzeiten im Jahr
Die LSG Sky Group ist Hauptlieferant der Airlines und die weltweit größte Airline-Catering Firma. Die Lufthansa Tochter LSG Sky Chefs beliefert allein in Frankfurt bis zu 40 Flüge pro Stunde. Einer der größten Kunden ist Lufthansa, jedoch sind es weltweit sogar mehr als 300 Airlines, die mit Essen versorgt werden müssen.
Allein im Jahr 2017 wurden zum Beispiel 889.712 Liter Milch, 329 Tonnen Butter, 60 Tonnen Garnelen, 1.466 Tonnen Frischobst, 1.036 Tonnen Käse, 218 Tonnen Geflügel, 53 Tonnen Lachs und 1.487 Tonnen Frischgemüse verarbeitet. Die Produktauswahl hängt allerdings immer davon ab, welche Menüs an Bord des Flugzeugs serviert werden sollen. Die Fluggesellschaften beliefern darf nur, wer sich den strengen Kontrollen von LSG unterzieht. Je nach benötigter Menge werden unterschiedliche Produzenten ausgewählt.
2. 24 Stunden Betrieb pro Tag
Um die Passagiere im Flugzeug versorgen zu können, wird in Frankfurt im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr gearbeitet. In den frühen Morgenstunden läuft die Küche auf Hochtouren. Nicht immer befindet sich diese direkt am Flughafen – mittlerweile bieten Billig-Airlines haltbare Snacks und eingeschweißte Produkte an. Diese können von weiter weg angeliefert werden.
Auf Langstreckenflügen wird fast immer eine warme Mahlzeit serviert. Diese wird vor Ort in Flughafennähe, in Produktionshallen mit großer Industrieküche zubereitet. Frisches Obst, Gemüse, Käse, Wurst, Kräuter und Eier werden hier vorbereitet und in Portionen verpackt. Sogar eine hauseigene Bäckerei hat der Flughafen in Frankfurt, von wo aus täglich 80.000 frisch gebackene Brötchen sowie 1500 Desserts kommen.
3. Lebensmittel werden 6 Uhr morgens angeliefert
Ähnlich wie in normalen Restaurants und Supermärkten wird auch die Flughafenküche täglich mit frischer Ware beliefert. Riesige LKWS voll mit frischem Obst und Gemüse, sowie Gewürzen, Fleisch und Milchprodukten rollen an, um ihre Produkte abzugeben. Das geschieht allerdings recht früh am Morgen, denn nur so ist ein Schaffen des enormen Arbeitspensums gewährleistet.
Hinter der Anlieferung steckt ein ausgeklügeltes und gut organisiertes System: Nach einer ersten Qualitätskontrolle werden die Produkte in die einzelnen verschiedenen Kühl- und Lagerhäuser sortiert und verteilt. Das ist ein sehr aufwendiger Prozess, der unter Umständen bis in die frühen Nachmittagsstunden dauern kann. Erst danach können sich die Köche an die Zubereitung der Speisen machen.
4. Zubereitetes Essen wird heruntergekühlt
Hauptsächlich unterscheidet man bei der Zubereitung der Mahlzeiten zwischen warmen Gerichten zum Beispiel Suppen, Pasta Gerichte und Fleisch sowie kalten Speisen, wie zum Beispiel Sandwiches, Vorspeisen und Salate.
Die warmen Teile des Menüs werden sofort nach Zubereitung auf fünf Grad heruntergekühlt und auch so aufbewahrt. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit und Hygiene ist dies zwingen notwendig – nur so bleiben die Mahlzeiten frisch und für den Verzehr geeignet.
Die durchschnittliche Kühldauer der Speisen liegt bei etwa fünf Stunden und circa drei Stunden vor Abflug ist die sogenannte Rampenbereitstellungszeit – das bedeutet, dass die Gerichte in einem Zeitraum von zwölf bis acht Stunden vor Abflug produziert werden.
5. Airlines entscheiden individuell über das Aussehen der Speisen
So individuell jede Airline ist, so unterschiedlich sind auch ihre Gerichte zusammengestellt und angerichtet. Die Köche und Küchenhilfen in der Zubereitung erhalten für jede Fluggesellschaft und deren kalte sowie warme Speisen ein sogenanntes Spezifikationsblatt. Darauf sehen sie ganz genau, wie das Gericht am Ende aussehen soll. Des Weiteren finden die Mitarbeiter darauf auch die Zutaten und die Mengenangaben der einzelnen Bestandteile. Hier wird nichts dem Zufall überlassen und alles hat seine Richtlinien.
Rund 36.000 Tabletts werden allein in Frankfurt täglich für die First-, Business- und Economy-Class zusammengestellt und schließlich ausgeliefert. Diese Tabletts werden in Trolleys gepackt und anschließend mit der restlichen Ladung auf einer Vorladerampe ins Flugzeug geladen.
6. Von der Rampe über den Hubwagen ins Flugzeug
Wie die Getränke kommen auch die tiefgefrorenen Hauptspeisen für die Business- und Economy-Class, die im 60 Kilometer entfernten Alzey produziert werden, in spezielle Ofeneinsätze und anschließend ebenfalls auf die Rampe.
Nachdem sie ein letztes Mal durchgecheckt wurden, kommen alle Boxen, Öfen und Trolleys in einen Hubwagen und machen sich auf den Weg zu dem Flugzeug. Am Tag finden über 925 Fahrten statt, die mit An- und Abflügen koordiniert werden müssen. In der gleichen Zentrale werden ebenfalls die Passagierzahlen kontrolliert sowie Sonderwünsche entgegengenommen.
Bis alles an Bord verladen ist, kann es zwischen acht Minuten und anderthalb Stunden dauern – je nach Größe des Flugzeugs und Anzahl der zu verladenen Teile.
7. Wer bestimmt, welche Speisen an Bord kommen?
Handelt es sich bei dem zu beladenen Flugzeugtyp um einen A380 der Lufthansa beispielsweise, können bis zu 155 Behälter, 140 Trolleys sowie 37 Öfen an Bord geladen werden. Die Mahlzeiten werden dann in den Flugzeugküchen, den sogenannten Galleys, verstaut. Alles muss ganz genau auf seinem Platz stehen, damit der Flugbegleiter später weiß, wo er was findet.
Doch wer bestimmt eigentlich, welches Essen mit an Bord kommt?
Die Menüs, die während des Fluges serviert werden sollen, werden zusammen mit der jeweiligen Airline vorher abgesprochen und entwickelt. Manchmal gibt die Fluggesellschaft nur grobe Rahmenbedingungen vor, wie zum Beispiel regionale Produkte, und andere haben eine genaue Rezeptur, nach der die Speisen zubereitet werden sollen.
8. Pro Tag werden 120.000 Teller gereinigt
… und das allein in Frankfurt! Hier werden nicht nur die Lebensmittel hergeliefert und dann anschließend vor- und zubereitet, sondern an diesem Ort landet auch wieder all das benutze Geschirr der in Frankfurt gelandeten Flüge.
Und das ist nicht gerade wenig! Rund 40.000 Tassen, 100.000 Besteckteile, 85.000 Gläser sowie 120.000 Schalen und Teller werden auf riesigen Spülbändern gereinigt und gesäubert, damit sie für den nächsten Einsatz wieder bereitstehen können. Hauptsächlich betrifft es das Geschirr aus der First- und Business-Class.
Den ganzen Tag läuft dieser Waschgang auf Hochtouren, in dem mehrere Mitarbeiter eingebunden sind – putzen und reinigen im Akkord. Und ist die Arbeit erledigt, beginnt der Kreislauf wieder von Neuem.
9. Special Meals auf dem Vormarsch
Immer mehr sind Sondermahlzeiten wie vegetarische, vegane, laktose- und glutenfreie Gerichte eine beliebtere Alternative bei Flugzeugspeisen. Das liegt zumeist daran, dass mehr und mehr Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen an Bord sind, aber auch, weil Krankheiten und Unverträglichkeiten die Wahl der Gerichte einschränken.
Daher werden bei Flügen nicht nur religionsbedingte Einschränkungen berücksichtigt, sondern eben auch vegane und zum Beispiel glutenfreie Gerichte als Menü angeboten. Diese sogenannten Sondermahlzeiten oder auch Special Meals müssen bis spätestens 24 Stunden vor dem Abflug gesondert bestellt werden.
Wie viele Sondermahlzeiten auf einem Flug ausgeliefert werden, hängt stark davon ab, welche Airline fliegt, welche Strecke sie zurücklegt und auch von der kulturellen Zusammensetzung der Fluggäste.
10. Diese Lebensmittel kommen nie ins Bordmenü
Nicht jedes Lebensmittel kann in einem Bordgericht verarbeitet und angeboten werden. Es fängt damit an, dass auf den kleinen Tabletts nur wenig Platz zur Verfügung steht und die Lebensmittel daher nicht viel Platz einnehmen dürfen. Außerdem sind auch die Tablettabstände in den Trolleys nur sehr gering.
Des Weiteren werde auch keine Dinge verarbeitet, die nach dem Erwärmen unappetitlich aussehen könnten, wie zum Beispiel Soßen, die ausflocken. Aber auch aus hygienischen Gründen, besonders wegen der erhöhten Salmonellengefahr, dürfen Lebensmittel wie rohe Eier, roher Fisch und rohes Fleisch nicht in ein Bordmenü.
In Hinblick auf die unterschiedlichen Religionen und Kulturen sowie deren zusammenhängende Essgewohnheiten werden keine Innereien zubereitet.
11. Fliegende Köche
Manche Airlines, wie die Turkish Airlines und die Austrian Airlines bieten einen ganz besonderen Service in ihrer First- und Business-Class an: Sogenannte Flying Chefs sind mit an Bord, die über den Wolken Speisen frisch zubereiten. So können sie spezielle Wünsche der Fluggäste entgegennehmen und ein Menü ganz nach ihren Wünschen kochen.
Doch auch dieser Service hat seine Einschränkungen, denn aus Sicherheitsgründen ist offenes Feuer an Bord nicht erlaubt. Aus diesem Grund gibt es einige Lebensmittel, die vorher auf dem Boden in den Industrieküchen vorbereitet werden müssen. Und auch trotz aller Bemühungen können leider nicht alle Wünsche der Passagiere verwirklicht werden.