Wer erst zu Beginn des Letzten oder anfangs dieses Jahrtausends geboren wurde, kann sich nur noch Geschichten von den Großeltern darüber anhören, wie das Fliegen damals war, denn mit den heutigen Flugreisen hat das damalige Fliegen so gut wie nichts mehr gemeinsam. Die Regeln und Bestimmungen waren ganz andere als heute, manches war vielleicht besser, aber bei Weitem nicht alles.
Dinge wie Maskenpflicht, Flüssigkeitsbeschränkungen, Körperscanner oder andere Dinge, die für unseren Flugalltag ganz normal erscheinen, hätten die Gäste im goldenen Zeitalter der Fliegerei vermutlich mehr als schockiert. Wie genau alles damals ablief, schauen wir uns im folgenden Beitrag mal etwas genauer an.
1. Die ersten Passagiere
Während des Ersten Weltkrieges war an kommerzielle Luftfahrt nicht zu denken, der militärische Einsatz von Flugzeugen hatte Vorrang. Erst als der Krieg vorüber war, konnten erste Fluggäste die Maschinen besteigen. Wann und wo genau die Luftfahrt begonnen hat, kann man jedoch nicht sagen.
Den ersten Linienflug könnte es schon 1914 gegeben haben. Ab diesem Jahr flog ein Flugboot zwischen Tampa und St. Petersburg. Zweimal täglich flog die Maschine für fünf Dollar die Passagiere in 20 Minuten über die Bucht. Der Zug war zwar deutlich günstiger, aber erstens benötigte er mehrere Stunden und es der Schienenverkehr war den Leuten schon bekannt.
2. Abenteuerlich und nass!
Die Passagiere bezahlten zwar nur 5 Dollar, aber komfortabel war die Reise nicht. Es handelte sich bei dem Platz um einen Freiluftsitz, bei dem der Fahrgast tatsächlich direkt neben dem Piloten saß. Genau 23 Minuten lang ging es aus Sicherheitsgründen ein Meter über der Wasseroberfläche hin und her.
So gelang der salzige Sprühnebel der Wellen nicht nur an das Flugzeug, sondern auch an den erstaunten Gast. Der Flug war zwar ein Abenteuer, aber nicht familientauglich. Von einer angenehmen Reise zu sprechen, wäre also mehr als übertrieben. Aus diesem Grund behaupten viele, dass dieser Flug noch nicht die Geburtsstunde der kommerziellen Luftfahrt war.
3. Die Luftfahrt startet
So richtig startete die Flugindustrie erst in den wilden Zwanzigern. Die kleine Pendelei bei Florida war zwar ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch konnte damit keine weite Strecke überwunden werden. Wohl eher könnte man den ersten internationalen Flug von Paris nach London als die Geburt des Passagierflugverkehrs bezeichnen.
In der umgebauten Militärmaschine De Havilland D. H. 16 der britischen Aircraft Transport and Travel Ltd. konnten vier Passagiere mitfliegen. Die Tickets waren zwar teuer und nur die gut betuchte Gesellschaft konnte mit der neuen Maschine reisen, aber der Flug blieb weiterhin ein Abenteuer. Von Komfort fehlte hier noch jede Spur.
4. Der Luxus begann!
Sobald die Maschinen mehr Platz boten, wurde am Service nicht gespart. Die Flieger flogen zwar nur knapp in 900 Metern Höhe, aber Gutes Essen und Weinservice war von Beginn an Standard. Es wurde sogar für Unterhaltung gesorgt. Auf die Vorderseite der Kabine wurde 1921 erstmals ein Stummfilm projiziert.
Bei diesem Flug handelte es sich aber lediglich um einen kleinen Rundflug der Handelsmesse in Chicago. Natürlich hätte man sich auch Unterhalten können, aber aufgrund der niedrigen Flughöhe und der fehlenden Isolation der Kabine waren die Flüge nicht nur äußerst turbulent, sondern auch kalt und laut. Der dröhnende Motor erschwerte das gegenseitige Verständnis deutlich.
5. Die höchste Leinwand
Obwohl schon 1921 der erste Stummfilm an Board eines Fliegers gezeigt wurde, kann man hier nicht von wirklicher Unterhaltung sprechen. Es war lediglich ein kurzer Film auf einer kleinen Leinwand. Die Unternehmen machten sich schon früh Gedanken über das Bordprogramm für die Gäste, denn das Flugerlebnis wurde schnell langweilig.
So wurde der erste Film am 24. April 1925 von Imperial Airlines präsentiert. Sie zeigten auf dem zuvor erwähnten Flug von Paris nach London den Kinofilm „The Lost World“ und sicherten sich so den Eintrag im „Guinness Buch der Rekorde.“ Die Airline gewann an aufsehen und mehr Menschen waren an Flugreisen interessiert.
6. Die erste Stewardess
Die Amerikanerin Ellen Church gilt als erste Flugbegleiterin der Geschichte. Die gelernte Krankenschwester und Hobbypiloten wäre wie geschaffen für den Job als Flugzeugführerin gewesen, denn die Voraussetzungen erfüllte sie. Jedoch wäre eine Pilotin im damaligen Zeitalter unvorstellbar gewesen.
Dennoch war sie auf andere Weise eine Pionierin der Lüfte. Sie überzeugte die Direktoren der Fluggesellschaft, weitere Krankenschwestern als Flugbegleitung einzustellen. Der Anblick dieser sollte den Gästen ein sicheres Gefühl verleihen. Der Plan ging auf und Boeing Air Transport stellte mithilfe von Ellen Church acht weitere Krankenschwestern ein und Church wurde die Chef-Stewardess der Crew und eroberte auf andere weise den Himmel.
7. Kabine unter Druck
Jahrelang wurde nach einer Möglichkeit geforscht, die großen Druckunterschiede der Kabine in den oberen Luftschichten auszugleichen. In den 1930er-Jahren gelang auch hier endlich der Durchbruch. Auguste Piccard trieb die Forschung rasant voran.
So konnten die damaligen Flugzeuge in einer Höhe von rund 6 Kilometern fliegen ohne das die Passagiere zitternd oder mit Atemmasken auf ihren Plätzen sitzen mussten. Nach und nach kehrte so auch der Komfort mit in die Kabine ein. Sobald der Innenraum des Flugzeuges unter Druck stand, wurde mehr Wert auf Verkleidung, gepolsterte Sitzmöbel und andere Annehmlichkeiten gelegt. Flugreisen gewann so schon in frühen Jahren an Luxus dazu.
8. Bordpersonal? Ein Muss!
In den 1930er-Jahren kam weiteres Begleitpersonen mit in den Flieger. Im Gegensatz zum heutigen Flugpersonal waren die früheren Begleiter fast ausschließlich dazu da, den Komfort der Passagiere zu erhöhen und um gut auszusehen. Dem noch holprigen Erlebnis der Flugreise sollte so Sex-Appeal verliehen werden.
Aus diesem Grund entwickelte sich der Job auch schnell zu einem Beruf, von dem viele junge Mädchen träumten. Die Bewerberinnen wurden eigentlich nur nach Optik und Sprachkenntnissen ausgewählt. Im Weiteren Verlauf der Geschichte und mit Einzug der Billigflüge verlor der Traumberuf als Flugbegleiterin aber schnell an Attraktivität und die Branche entwickelte sich in eine andere Richtung.
9. Film an Bord = Langweilig
Die Flugzeuge flogen immer weiter, höher und schneller. Der Hunger der Leute nach Unterhaltung in luftiger Höhe wurde größer und neue Ideen mussten her. Einen Film in der Kabine während des Fluges zu präsentieren, war in Mitte der 30er-Jahre schon fast zu langweilig geworden.
Ab sofort wurde zur Bespaßung der Gäste viel tiefer in die Trickkiste gegriffen. Sänger, Musiker und Tänzer gaben Konzerte und Vorstellungen in der Kabine, um die Gäste bei Laune zu halten. Es wurden selbst Sportveranstaltungen übertragen oder Kleider wie bei einer Modenschau präsentiert. Selbstverständlich wurde weiterhin gutes Essen und Alkohol ohne Limit in den Kabinen serviert.
10. Der Stopp
Mit der Erwärmung des Zweiten Weltkrieges in den 1940er-Jahren stoppte die Entwicklung der kommerziellen Luftfahrt erneut. Der Transport von Truppen an ihren Einsatzort hatte Priorität. Der Schwerpunkt lag auf dem Aufbau der Infrastruktur. Neue Landebahnen waren wichtig, um Soldaten transportieren zu können und die Entwicklung von neuen Flugzeugen war ebenfalls notwendig, um im Krieg die Oberhand zu gewinnen.
Die Maschinen wurden Leistungsstärker und um einiges größer. Erste Flugzeuge mit Strahltriebwerk wurden produziert und die 1000-km/h-Marke wurde von der Messerschmitt Me 163 gebrochen. So wurde zwar die Weiterentwicklung der Passagierflugzeuge zwar gestoppt, aber dennoch konnte viel der neugewonnenen Technik für Linienflüge genutzt werden.
11. Die Party ging weiter
Die Nachkriegszeit gab der Flugindustrie den benötigten Aufschwung. Die im Krieg gebauten Landebahnen und Flugzeuge standen zur Verfügung und mussten an anderer Stelle genutzt werden. Das Netzwerk an Linienflügen wurde ausgebaut und die neu gewonnene Technik verwendet. Durch die große Auswahl an Flughäfen und Flugzeugen nahmen die Airlines mehr Fahrzeuge in ihre Flotten auf.
Transatlantische Flüge zwischen New York und London wurden schnell zum Alltag und die Menschen genossen die Möglichkeit der Flugreise in vollen Zügen. So hatte der zuvor gegangene Krieg der Flugindustrie nicht nur den benötigen Wind unter den Flügeln bereitet, sondern auch die Technik zur Verfügung gestellt.
12. Düsenjets für jeden
In den 1950er-Jahren wurden die alten Kolbenflugzeuge durch neue Düsenflieger ersetzt. Ein angenehmeres Reisen war nun möglich. Die neuen Maschinen kamen mit vollständig verstellbaren Sitzen für jeden Passagier, Beinfreiheit, schöneren Kabinen und riesige Speisewagen für Mahlzeiten und Getränke. Selbst die Toilette an Board hatte damals einen anderen Stellenwert.
Sie sah aus wie ein richtiges kleines Badezimmer mit Kosmetiktisch, Seife, Handcreme und weiteren Luxusartikeln. Des Weiteren galt das stille Örtchen als Separee der Lüfte. Ein Schauplatz amouröser Begegnungen, welche den Menschen bis heute noch Rätsel aufgeben. Über das, was damals auf diesen Toiletten passierte, kann also heute nur noch spekuliert werden.
13. Völlerei der Lüfte
Im goldenen Zeitalter der Flugindustrie erreichte auch das Speiseangebot seinen Höhepunkt. „All-You-Can-Eat“ Speisewagen waren Standard und reichlich gefüllt. Hummer, PrimeRib und Roastbeef waren an der Tagesordnung und Alkohol ohne Limit war Standard. Auch das Rauchen war weiterhin gestattet, jedoch wurden die Kabinen in Raucher- und Nichtraucherbereiche unterteilt, was aber durch den geringen Luftaustausch wenig Wirkung zeigte. Die Kabinen waren dauerhaft verqualmt und rochen schon beim Einsteigen nach stechendem Rauch.
In manchen Geschichten hört man sogar, dass man auf dem ein oder anderen Langstrecken Flug die Hand vor dem eigenen Gesicht nicht mehr sah und man die Luft förmlich schneiden konnte.
14 Alles für den Spaß
In den 1960er-Jahren hob die Unterhaltung in den Kabinen der großen Airlines nun endgültig ab. Projektoren und Leinwände waren besser und fest in die Bauweise der Maschinen integriert und boten keine Kurz- oder Stummfilme mehr, sondern echte Hollywood-Filme in voller Länge. Stand mal kein neuer Film zur Verfügung, erhielten die Passagiere live Auftritte von Musikern, Tänzern oder anderweitige Unterhaltung, um die Laune während des langen Fluges hochzuhalten. Die Kabinen gewannen zusätzlich nochmals an Komfort dazu.
Es wurde immer weiter geforscht, um den Passagieren, die auch teuer für die Tickets bezahlten, ein Erlebnis zu bieten, bei dem es an nichts mangelte.
15. Elitäres Reisen
Nachdem im letzten Jahrzehnt die Kunst des guten Essens und der Eleganz vollständig beherrscht wurde, musste nach weiteren Innovationen gesucht werden. Insbesondere sollte die Reisegeschwindigkeit erhöht werden. So begann der Hype nach dem Überschall. Die Concorde das erste Flugzeug, welches kommerziell mit doppelter Schallgeschwindigkeit flog, stand in den Startlöchern.
In der Zeit, in der sich um Benzinpreise noch keiner Gedanken machte, wollte jeder ein Ticket für das schnellste Passagierflugzeug der Welt ergattern. Die Beliebtheit der Concorde nahm aber durch steigende Treibstoffpreise in den kommenden Jahren schnell wieder ab und der Überschallflug wurde in derselben Geschwindigkeit wieder zu den Akten gelegt.
16. Luxus der Oberklasse
Als 1970 die Jumbojets die Lüfte eroberten, erreichte der Luxus seinen Höhepunkt. Die gut betuchte Gesellschaft flog natürlich erste Klasse und so hatte man im neuen Riesenflieger die Möglichkeit, zwei Stockwerke zu begehen. Ging man die Treppe hinauf, stand eine Lounge zur Verfügung, in der es an Unterhaltung und Spaß nicht mangelte. Oft gab es eine sogenannte „Plüsch Lounge“, die schnell einen gewissen Ruf erlangte. Im hinteren Teil der 747 von American Airlines befand sich sogar eine Pianobar, in der gefeiert wurde.
Funfact: Aufgrund des erheblichen Druckunterschiedes und der oft verschütteten Cocktails musste das Klavier an Board außerordentlich oft gestimmt werden. Verrückt, oder nicht?
17. Preise gegen Komfort
Der Unternehmerboom der 1980er-Jahre brachte neue Airlines auf den Markt und jede wollte konkurrenzfähig sein. Die Idee der Billigfluggesellschaft wurde geboren und umgesetzt. Der Komfort der Passagiere wurde verringert, aber so auch die Preise der Tickets. Ein Geschäftsmodell, welches bis heute noch funktioniert.
Bei den großen und eingesessenen Airlines gab es zwar noch die ein oder andere Party an Board, aber auch hier musste gespart werden. In der Ölkrise der 80er war Kerosin so teuer wie nie zuvor, das traf die Airlines mit den großen Jumbojets besonders. Dennoch war die Stimmung in den Maschinen wie gewohnt locker – ebenso die Sicherheitsvorkehrungen.
18. Der Fall
In den 1990er und 2000er-Jahren wendete sich das Blatt. Kostenloser Alkohol- und Speiseservice wurde eingestellt. Da der Treibstoff immer noch teuer war, musste an anderer Stelle gespart werden. Der Schwerpunkt lag nicht mehr auf dem Komfort der Passagiere, sondern darauf, so viele Menschen wie möglich von A nach B zu transportieren. Zusätzlich wurden Gebühren für extra Gepäck und Sitzplatzwahl eingeführt.
Für damalige Flugfans ein gewaltiger Schock. Die Stimmung wurde dadurch bei der Oberklasse zwar etwas gedrückt, aber durch die günstigen Preise konnten sich auch gering Verdiener endlich ein Ticket leisten. Es wurde so viel geflogen wie noch nie zu vor.
19. Sicherheit rückt ein
Nach dem verheerenden Anschlag in den USA wurde die Luftfahrt drastisch umstrukturiert. Menschen waren von nun an um die Sicherheit besorgt. Alltägliche Kontrollen, Sicherheitsterminals und weitere Vorkehrungen wurden getroffen, um die Maschinen in der Luft so sicher wie möglich zu machen. Zusätzlich wurden Regeln eingeführt, die für uns heutzutage ganz normal erscheinen.
Flüssigkeitsbeschränkungen, Richtlinien und Grenzwerte, was Handgepäck und Co. betrifft, wurden erlassen. So schlimm das Ereignis auch war, die Umstellung auf mehr Sicherheit wäre ohne nicht so schnell vorangetrieben worden. So konnten möglicherweise weitere Zwischenfälle verhindert werden. Dennoch mussten alle Airlines in den Folgejahren den Ruf der Luftfahrt erneut aufarbeiten.
20. Ein kleiner Rückblick
Die TSA „Transportation Security Administration“ zog an den Flughäfen ein und erhöhte erneut die Sicherheit. Gepäck- und Körperscanner wurden verbessert und ein ruhiger und sicherer Alltag kehrte an den Flughäfen ein.
Wer also heutzutage noch einen kleinen Rückblick auf die goldene Zeit der Flugindustrie erhaschen möchte, muss wohl ein teures Ticket in einem großen Flieger kaufen. Dort darf zwar nicht mehr geraucht werden, der Essen Service beinhaltet keinen Hummer oder PrimeRib mehr und auch der Alkoholausschank ist begrenzt, aber so kann man dem damaligen Erlebnis noch am nächsten kommen.
Oder gibt es vielleicht eine bessere Möglichkeit? Ja, die gibt es!
21. Der heutige Gold-Standard
Das teuerste Ticket der modernen Flugindustrie bietet Singapur Airlines. Der Luxus, der hier geboten wird, kann mit der damaligen Zeit verglichen werden. Die neu eingeführte „Suites Class“ ist das Ende der Fahnenstange. Umgerechnet 15.500 € kostet ein Ticket. Dafür bekommt man leckeren Hummer, Champagner und eine eigene Kabine mit großem Bett, Fernseher und weiteren Luxusartikeln.
Wer solch einen Flug antritt, kann sich vielleicht am besten vorstellen, wie das Fliegen damals war. Wer übrigens nicht schlafen möchte, der kann sich an einer der zwei im Flugzeug verbauten Bars einen Cocktail genehmigen und vielleicht mit der ein oder anderen interessanten Person ins Gespräch kommen.