Es ist eine Geschichte, bei der sich einem die Nackenhaare aufstellen: das rätselhafte Geheimnis um Oak Island. Darin geht es um Schätze, Artefakte bis hin zu einem gefährlichen Fluch, der Menschenopfer fordert.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts haben immer wieder Forscher und Abenteurer – getrieben von Neugier und Entdeckerdrang – versucht, das Rätsel um Oak Island zu lösen. Immer wieder sind in den letzten Jahrzehnten Gegenstände auf der Insel aufgetaucht, deren tatsächliche Herkunft unerklärlich blieb. Die Theorien der Wissenschaftler reichten von einem verschollenen Piratenschatz bis hin zu biblischen Heiligtümern wie der Bundeslade.
Jüngst hat sich das Brüderpaar Lagina auf den Weg gemacht, den Gerüchten um Oak Island nachzuspüren und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
1. Was geschehen ist
Die sagenumwobene Geschichte um das Oak Island Mysterium liegt über 200 Jahre in der Vergangenheit. Verschiedene Theorien legen nahe, dass auf der Insel ein gigantischer Schatz verborgen liegt. Schon viele Menschen wollten diesen Schatz finden. Doch ihre Wege endeten nicht selten tragisch. An Besessenheit grenzend waren sie getrieben von Gier, Verlangen und Wissensdurst. Einige zerstörten damit ihre Familien, verloren schier den Verstand. Und es gab Tote.
Über die Jahre entstand das Gerücht, dass es zu sieben Todesfällen kommen muss, bis die Insel den Standort des Schatzes Preis gibt. Viele Menschen würde so eine Information ja eigentlich abschrecken. Doch die Brüder Lagina hatten eine furchtlose Mission: Sie wollten den Fall unbedingt aufklären.
2. Verflucht
Alles begann für den kleinen Rick Lagina mit einer Ausgabe von „Reader`s Digest“. Rick war 11 Jahre alt, als er das Buch aufschlug und von einem Artikel direkt gefesselt war. In dem Artikel wurde der alte Fluch von Oak Island geschildert. Dort, in Nova Scotia in Kanada, lag folglich ein gewaltiger Schatz irgendwo verborgen – regelrecht verschluckt von der Insel unter rauen Felsformationen.
Um 1795 hatte ein Junge auf der Insel eine mysteriöse Vertiefung im Boden entdeckt. Erst acht Jahre später machte sich ein professioneller Trupp auf, diesem Fund mehr Beachtung zu schenken. Das Einsatzteam grub sich durch mehrere Schichten aus Erde, Wurzeln und Gestein. Und dann wurde ihre Mühe belohnt.
3. Ein bizarrer Fund
Sie fanden eine Steintafel. Und da war auch eine Inschrift auf der Tafel, doch niemand konnte sie entziffern. Der Fund schlug Wellen. Immer wieder machten sich Forscher daran, die Inschrift zu lesen. Doch erst 1866 schaffte es ein Professor der Universität von Halifax, die Inschrift zu lösen. Und was da stand, war furchteinflössend.
Angeblich lagen in vierzig Fuß Tiefe zwei Millionen Pfund begraben. Und was die Situation zuspitzte war der Fluch von Oak Island: Eben, dass es sieben Menschen das Leben kosten müsse, bis die Insel den Schatz frei geben werde.
Über die Jahre entstanden die unterschiedlichsten Herleitungen darüber, wie ein Schatz überhaupt auf die Insel gelangt sein könnte.
4. Verschiedene Theorien
Ein Ansatz war, dass eine Magd im Auftrag von Marie Antoinette während der Französischen Revolution aus Paris geflohen war und sich nach Nova Scotia durchschlagen konnte. Dort ließ sie dann mit Hilfe der französischen Marine eine Grube ausheben, um dort wertvolle Güter von Marie Antoinette zu verstecken.
Eine andere Theorie verweist auf Francis Bacon, der als wahrer Verfasser von Shakespeares Stücken ausgegeben wird und eine Grube ausheben ließ, um dort die Originalmanuskripte zu verstecken. Auf keinen Fall sollte er als echter Autor entlarvt werden.
Wer denkt, dass wären schon die wildesten Ansätze, der sei gewarnt. Den Herleitungen waren keine Grenzen gesetzt.
5. Von Piraten und Freimaurern
Von Pirat Blackbeards Eroberungen bis hin zum Piratenschatz von Captain Kidd reichen weitere Behauptungen über verborgene Schatzkisten, gefüllt mit Gold und Juwelen. Doch von einem der Piraten stammt außerdem die Aussage, sein Schatz befände sich an einem Ort, wo nur Satan und er selbst ihn finden könnten.
Spektakulär ist auch die Theorie, die sich auf angebliche Freimaurer-Zeichen auf der Steinplatte bezieht. Demnach wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen mysteriösen Einweihungsriten und dem Oak Island-Schatz. Es soll ein geheimes Gewölbe geben, indem Heiligtümer verborgen sind.
Ob es tatsächlich satanische oder göttliche Fügungen waren, die beim Schatz von Oak Island mitgespielt haben, wird aber erst gewiss, wenn der Schatz auch geborgen wird.
6. Eine aufregende Expedition
Zurück zu unserem abenteuerlustigen Rick Lagina. Er war gerade 10 Jahre alt, als ihn die Entdeckungslust erstmals so richtig packte. Damals war ihm das Geheimnis von Oak Island noch unbekannt. Aber er glaubte fest an verborgene Schätze und geheime Aufzeichnungen, die es überall zu finden galt. Man musste nur gründlich suchen.
Rick hatte eine ausgeprägte Leidenschaft, die Natur zu erforschen. Er wollte verstehen, wie die Pflanzen, Tiere und Mineralien um ihn herum funktionieren. Also plante er seiner erste Expedition. Was er fand, war ein gigantischer Granitfelsen. Und Rick brannte darauf zu erfahren, was sich unter dem Gestein befand. Aber um den Fels zu bewegen reichte bei weitem kein kleiner Junge.
7. Auf den Geschmack gekommen
Rick war ein echter Anpacker. Also mobilisierte er seinen Bruder Marty und acht weitere Kinder, die ihm helfen sollten. Es war ein leichtes, die anderen für seine Idee zu begeistern. Wer wäre nicht scharf auf einen spektakulären Fund. Gemeinsam stemmten sie den gewaltigen Fels beiseite und entdeckten… nichts!
Zuerst war die Enttäuschung groß. Doch dann fasste Rick neuen Mut. Mehr noch, er spürte stärker als davor, dass er eines Tages einen verborgenen Schatz finden würde. Koste es jede noch so erdenklich große Mühe.
Als Rick dann ein Jahr später vom Oak Island Geheimnis las, war für ihn klar, worauf sich seine künftige Obsession richten würde. Und er war so begeistert, dass er seinen Bruder Marty direkt ansteckte.
8. Geflutete Fundstelle
Gemeinsam lasen die Brüder alles, was bislang über den Fundort von Oak Island bekannt war. Natürlich kannten sie die Steintafel, die vielen Theorien, den Fluch. Und sie wussten auch von der Flutung der Fundstelle.
Es war nämlich so, dass bei den Ausgrabungen Anfang 1800 die Entdecker immer tiefer an der Stelle gruben, an der wenige Jahre zuvor die geheimnisvolle Steinblatte gefunden worden war. Es war eine mühsame Arbeit, die wenig Interessantes zu Tage brachte.
In etwa 100 Fuß Tiefe passierte ein herber Rückschlag: die Grube wurde von Wasser geflutet. Abpumpen konnte man das Wasser nicht. Eine weitere Grube parallel zur ersten wurde ausgehoben – und ebenso geflutet. Sollte sich der Fluch tatsächlich bewahrheiten?
9. Frustrierender Rückschlag
Die Grabungen hatten unbeabsichtigt eine Wasserstraße getroffen. Und die Überflutung, die dadurch entstand, sorgte für eine fast 50jährige Verzögerung auf der Suche nach dem Schatz.
1847 machte sich The Truro Company mit einem Team erneut auf die Suche. Wieder wurde die Grube überschwemmt. Und dann kam dem Team eine alternative Idee. Diesmal wurde gezielt nach Kernproben gebohrt. Und siehe da, es funktionierte.
Mehr noch: The Truro Company entdeckte wichtige Hinweise darauf, dass da unten in der Tiefe wirklich etwas Wertvolles vergraben lag. Das Team war auf zwei Truhen voller Münzen gestoßen. Ein spektakulärer Fund, der auf mehr schließen ließ. Doch trotz verschiedener weiterer Grabungen, gebauter Tunnel und Abflusssystem blieb es für die Company bei dem einen Fund.
10. Ein Todesopfer
1861 folgte das nächste entschlossene Team. Mit Wasserpumpen wollten sie der Überflutung erneut beikommen. Durch einen technischen Unfall kam einer der Arbeiter ums Leben.
Nach seinem Tod brodelten die Gerüchte. Die Rede war von Piratengeistern, die ihren Schatz beschützen. Desweiteren forderten sie unschuldige Seelen, sollte sich ein Lebender erneut dem Schatz nähern wollen. Die Gerüchte wurden mit reger Leidenschaft und wachsender Furcht aufgenommen. Und sie machten natürlich immer neugieriger auf das, was da in Oak Island unter dem Meeresspiegel vergraben lag.
Dennoch waren sich ernsthafte Forscher darüber im klaren, dass es neue Technologie benötigte, um sich möglichst sicher in die Tiefe vorzuarbeiten.
11. Neue Hinweise, neue Opfer
Um 1900 landete eine neue Gruppe einen Fund. Zwischen dicken Kittschichten fanden sie bei Bohrungen ein Stück Pergament aus Schaffell. Darauf standen Buchstaben, die mehr Rätsel aufwarfen als Aufklärung schafften.
Mittlerweile waren mehrere Gruben ausgehoben worden, um einen vermeintlichen Schatz zu finden. Und als einer der Arbeiter aus einer Grube hoch gezogen wurde, löste sich ein Halteseil. Der Mann stürzte in den Schacht und starb bei dem Unglück. Gerüchte um den Fluch mit den Todesopfern verfestigten sich.
Dennoch fanden sich immer wieder neugierige Schatzsucher, darunter auch Franklin D. Roosevelt, der etliche Jahre später (1933) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde.
12. Der Fluch fordert Tribut
Roosevelt und seine Gruppe suchten umsonst. Ihnen folgten immer weitere Forscher aus unterschiedlichsten Bereichen. Einer stammte aus der Stahlindustrie und wollte mit seiner Technik dem Geheimnis um Oaks Island beikommen. Einen Schatz fand er nicht.
1959 erreichte Robert Restall mit seinem Sohn Oak Island. Und siehe da: Restall entdeckte einen Stein mit einer Gravur. Völlig in Bann genommen holte er auch den Rest seiner Familie nach Oak Island, um weiter forschen zu können. Bei seinen Arbeiten in einem der Schächte entwich Kohlenmonoxid. Restall verlor das Bewusstsein und ertrank auf dem gefluteten Grund einer Grube.
Als wäre das nicht tragisch genug, hatte sein Sohn den Vater beobachtet. Als er ihm zur Hilfe kam, ereilte ihn das selbe schreckliche Schicksal. Auch er ertrank bewusstlos im Schacht. Und so erging es dann noch zwei weiteren Arbeitern.
13. Bereits sechs Tote
Die Legende hatte besagt, das sieben Menschen sterben müssten, damit der Schatz von der Insel frei gegeben wird. Sechs waren mittlerweile ums Leben gekommen.
Immer neue Leute kamen – mit Bulldozern, Kränen und Bohrern. Sie gruben tiefer und tiefer durch dickste Kalksteinschichten. Was sie fanden: Nägel, Scheren, Unterlegscheiben. Aber keinen Schatz.
In den 1970ern entstand die Triton Alliance. Sie grub einen tiefen Schacht und machte sich dafür stark, einen Damm zu bauen. Das Bohloch 10-X entstand, in das auch Kameras hinuntergelassen wurden. Zwei Mitglieder der Triton Alliance waren davon überzeugt, über Kamera gruselige und auch sensationelle Dinge gesehen zu haben.
14. Kaum zu glauben
Steif und fest behaupteten Mitglieder des Teams, sie hätten via Kamera mehrere Schatzkisten, Werkzeug und Teile eines menschlichen Körpers gesehen. Aber die Kameras hatten nur live Bilder übertragen und nichts aufgezeichnet. So konnten die Mitglieder nichts beweisen.
Was die Triton-Allianz nachweislich fand, waren Baumstämme, in die römische Ziffern geschnitzt worden waren. Das Holz soll zum damaligen Zeitpunkt 250 Jahre alt gewesen sein.
Für das Team verdichteten sich die Hinweise. Also schickten sie Taucher hinunter ins Bohrloch. Die starke Strömung erschwerte die Sicht und so konnten die Taucher nichts finden. Als dann der Schacht auch noch einstürzte, fehlte der Triton-Allianz das Geld, ihre Expedition fortzusetzen.
15. Die Lagina-Brüder
2005 sollte ein Teil der Insel verkauft werden. Eigentlich spekulierte man, die kanadische Regierung würde die Insel aufkaufen. Doch dann schlugen amerikanische Geschäftsleute zu.
Beteiligt waren auch die Gebrüder Lagina aus Michigan. Rick und Marty Lagina waren ja von klein auf begeisterte Schatzsucher. Als Rick 11 war, hatte er das erste mal vom Oak Island Geheimnis gelesen. Jetzt war die Zeit gekommen, dass er und sein Bruder selbst Hand anlegen würden.
Zuerst untersuchten die Brüder auf eigene Faust. Dabei beschränkten sie sich nicht auf die Bohrlöcher, sondern kundschafteten die gesamte Insel aus. Und dann bekamen sie auf einen Schlag nationale Bekanntheit, denn sie wurden Hauptcharaktere einer Fernsehshow.
16. Im Rampenlicht
„The Curse of Oak Island“ hieß die neue TV-Show im History Channel. Und darin ging es um das berüchtigte Geheimnis der Insel und die Aufspürung der Lagina-Brüder nach diesem.
Für die Laginas hatte es den hilfreichen Effekt, dass ihnen durch die Dreharbeiten mehr Geld zur Verfügung stand. Und sie hatten auch beruflichen Background, die Sache richtig anzugehen. Denn Marty kannte sich mit dem Bau von Tiefbrunnen aus. Damit hatte er das praktische Wissen. Und Rick Lagina hatte die Vision – seit er als 11jähriger im „Reader`s Digest“ vom Geheimnis Oak Island gelesen hatte.
In der ersten Staffel wurden die Brüder direkt fündig. Aus schlammigem Sumpf fischten sie eine spanische Kupfermünze aus dem 17. Jahrhundert.
17. Schwert und Schrott
Von Staffel zu Staffel kamen neue Experten zu den Brüdern Lagina hinzu. Und tatsächlich entdeckten sie auch neue Fundstücke. In Staffel 3 fanden sie einen Stein mit portugiesischer Schnitzkunst. Außerdem stießen sie auf Verweise, dass einmal Azteken auf der Insel gewesen waren. Und sie entdeckten ein römisches Schwert.
Neben spannenden Entdeckungen gruben sie aber auch reichlich Schrott und Plunder aus. Doch das sorgte bei den Brüdern keineswegs für Unmut. Sie sahen ihre Suche wie ein Puzzle, in dem sie bereits wichtige Stücke gefunden hatten, aber eben noch nicht das komplette Ganze.
Erstaunlich, dass Rick und Marty niemals den Mut verloren, weiterzumachen. Aber wahrscheinlich ist es der Kick eines Schatzsuchers, immer weiter zu hoffen und zu träumen.
18. Das Leben ist eine Schatzsuche
Rick Lagina: „Hier muss eine Geschichte geschrieben werden. Schatz vielleicht, aber es ist eine wirklich wundervolle Geschichte von vor langer Zeit. Es fühlt sich jeden Tag so an, als würden wir ein wirklich gutes Buch umblättern. Ich glaube immer noch.„
Es scheint so, als wäre für Rick und Marty tatsächlich der Weg das eigentliche Ziel. Dieses unvergessliche Abenteuer, jeden morgen aufzustehen und einem Geheimnis auf der Spur zu sein.
„Für mich ist das Leben eine Schatzsuche. Wir sind alle auf unsere eigene Art und Weise auf einer, und wir sind gerade auf einer echten. Aber in Wirklichkeit geht es im Leben darum, unsere Ziele zu erreichen, und das versuchen wir immer“, erklärt Rick Lagina seine Sicht der Dinge.
19. Obsession
Vor den Laginas wollten alle Entdecker einzig Bestimmer über ihre Mission sein. Doch die Laginas sind anders, erklärt der Historiker Charles Barkhouse: „Wenn jemand dieses jahrhundertealte Rätsel lösen will, dann sind es die Laginas. Sie haben den gleichen Antrieb (…) wie ihre Vorgänger bei der Schatzsuche, aber sie haben auch etwas, das andere Sucher nicht hatten: die Bereitschaft zuzuhören. “
Und deshalb passten die Laginas gut auf, wenn jemand auf sie mit Informationen zukam. Immer wieder zogen sie Experten zu Rate. Auch der Historiker hab seine Einschätzung über das Geheimnis der Insel ab. Er beschrieb die Insel als Zauberin.
Barkhouse: „Es ist extrem, sein Leben in Gefahr zu bringen, um etwas zu finden, das vielleicht begraben ist oder nicht. Das Geheimnis… ist so mächtig. “
20. Bücher, Knochen und eine Kiste
Es ging niemals alleine um den Reichtum. Für die Laginas lag der Hauptantrieb immer darin, das Geheimnis zu lüften und den Fluch von Oaks Island zu beenden.
Und 2019 wurde ihre Mühe belohnt. Marty und Rick fanden in einem der Schächte tatsächlich Papierstücke, Bücher mit Ledereinband und alte Knochen. Und sie fanden Beweise für eine alte Holzkiste. Es handelte sich dabei um eben jene Kiste, die zum ersten Mal schon im Jahr 1897 von Schatzsuchern erwähnt wurde.
Jetzt steht die große Herausforderung bevor, eben diese legendäre Kiste sicher zu bergen. Aber die Laginas sind überzeugt, dass diese Kiste am Ende der Schlüssel zu sämtlichen Geheimnissen sein wird.