Auf dieser Welt gibt es noch viele unerforschte Teile. Besonders viele Inseln wurden bisher wenig oder gar nicht besucht. So gibt es auch Völker, über die wir noch sehr wenig wissen. Die Bajau sind so ein Volk.
Diese Menschen haben ganz besondere Lebensgewohnheiten. Sie halten sich sehr viel unter Wasser auf. Was daran besonders faszinierend ist, sind die Veränderungen an ihrem Körper. Der Körper dieser Menschen scheint sich dem Wasser anzupassen. Das macht Wissenschaftler stutzig. Ist es möglich den menschlichen Körper dermaßen anzupassen, dass wir sogar unter Wasser leben könnten? Lesen Sie hier, welche Veränderungen man bei den Bajau entdeckt hat und wie sich ihr Körper dem Wasser anpasst.
1. Die Bajau sind ein ganz besonderes Volk
Die Ergebnisse einer in der Zeitschrift Cell veröffentlichten Studie zeigten, dass sich der menschliche Körper dank einer vergrößerten Milz physisch und genetisch an das Tauchen anpassen kann, wie Mitglieder des malaiischen Bajau-Stammes, auch „Meeresnomaden“ genannt, die in der Nähe der Insel Borneo leben, können genau das.
Je mehr man über diese Menschen erfährt, desto faszinierter ist man von dem, was sie können und wie sie leben. Diese Menschen scheinen sich dem Wasser immer weiter anpassen zu können, sie tauchen unglaublich lange und haben noch viele andere Vorteile uns gegenüber, die wir so sonst nur bei Tieren gesehen haben. Diese Fakten sind wirklich unglaublich.
2. Ein Leben unter Wasser
Sie verbringen etwa 60 Prozent ihrer Zeit auf See, segeln Tag und Nacht, tauchen und essen viel Fisch, den sie selbst fangen, weshalb sie den Namen „Meernomaden“ erhalten haben. Sie leben auf handgefertigten Booten und nehmen alles, was sie brauchen, mit aufs Meer und das jeden Tag.
Sie kommen nur an Land, um den gefangenen Fisch gegen andere Dinge zu tauschen oder ihre Boote zu reparieren. Wissenschaftler sagen, dass sich ihr Körper so stark an das Leben auf See angepasst hat, dass sogar ihre Kinder ohne jegliche Hilfsmittel bis zu einer Tiefe von 25 Metern kristallklar sehen können. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass sie durch viel Tauchen eine ungewöhnlich große Milz haben.
3. Wie der Körper sich anpassen kann
Erwachsene Mitglieder des Stammes können bis zu 70 Meter tief tauchen, nur mit einer hölzernen Augenschutzmaske und einem Speer zum Fangen von Fischen „bewaffnet“. Eine vergrößerte Milz bei Mitgliedern des Bajau-Stammes ist eine Anpassung zum Leben auf dem wasser, die es ihnen ermöglicht, tiefer als andere Menschen zu tauchen.
Wissenschaftler sagen, dies sei der erste Indikator für die genetische Anpassung des modernen Menschen an bestimmte Lebensumstände, in diesem Fall das Freitauchen, das der Bajau-Stamm seit mehr als 1.000 Jahren praktiziert. Die Bajau haben sich diesem Lebensstil angepasst, weil sie sich fern von der modernen Zivilisation halten wollen. Sie wollen keine modernen Technologien haben und halten das Leben in freier Natur für den gesundesten Weg lange zu leben.
4. Wissenschaftler haben keine Antwort
Eine weltbekannte Wissenschaftlerin hat den Stamm untersucht und recherchiert derzeit immer noch alles, was sie über das Leben auf hoher See finden kann. Sie sagt, ein Mitglied der Bajau-Gemeinde habe ihr erzählt, dass er einmal volle 13 Minuten unter Wasser gefischt habe. Nur Seeotter können so viel Zeit „in einem Stück“ unter Wasser verbringen, schreibt die Zeitschrift Cell.
Während eines Aufenthalts in ihrem Dorf Jaya Bakti in der Nähe von Sulawesi untersuchte die Wissenschaftlerin Dr. Ilardo die Milz von 59 Stammesmitgliedern mit einem Ultraschallgerät und verglich die Ergebnisse mit einem Ultraschallbild von 34 Mitgliedern eines benachbarten Stammes. Die Ergebnisse waren mehr als verblüffend.
5. Die Suche nach Antworten auf große Fragen
Als sie an die Universität von Kopenhagen zurückkehrte, wo sie das gesammelte Material überprüfte, stellte sie fest, dass die Milz eines Bajau-Stammmitglieds 50 Prozent größer war, als bei einem anderen menschen, der icht so viel taucht. Sie erklärte, dass die Milz dazu dient, beschädigte rote Blutkörperchen abzubauen und als Blutreservoir zu dienen und als eines der Aktivitätszentren des retikuloendothelialen Systems (Teil des Immunsystems) angesehen wird.
Dr. Ilardo fand heraus, dass eine vergrößerte Milz den Menschen des Bajau-Stamms mit 10 Prozent mehr Blutzellen versorgt als Menschen mit einer normal großen Milz. Aufgrund der zusätzlichen Menge an Blutzellen, die Sauerstoff durch den Blutkreislauf transportieren, können Mitglieder des Bajau-Stamms länger unter Wasser bleiben.
6. Sichtliche Veränderungen des Körpers
Der Wissenschaftler aus Kopenhagen untersuchten die Genome von Bajau-Stammmitgliedern und zwei anderen lokalen Gemeinschaften und isolierten bei den Bajau das häufigere Vorhandensein des PDE10A-Gens, das an der Produktion von Schilddrüsenhormonen beteiligt ist und auch mit der Größe der Milz zusammenhängt.
In Experimenten an Mäusen wurde gezeigt, dass „PDE10A“ Schilddrüsenhormone reguliert, die die Größe der Milz steuern, was bedeutet, dass bei Mitgliedern des Bajau-Stammes die Milz aufgrund langen und häufigen Tauchens in großen Tiefen zugenommen hat, zeigte die Studie. Doch wie ist so etwas möglich und kann man davon ausgehen, dass jeder von uns durch langes Tauchen auch die Kontrolle über seinen Körper dermaßen beeinflussen kann, dass wir tatsächlich für einen halben Tag unter Wasser bleiben können?
7. Was wir über diese Menschen lernen sollten
Laut Dr.Ilardo sind weitere Untersuchungen erforderlich, um zu verstehen, wie sich Schilddrüsenhormone auf die Größe der menschlichen Milz auswirken. „Alles, was wir gelernt haben, zeigt die Bedeutung und den Wert der indigenen Bevölkerung, die in allen Teilen der Welt unter extremen Lebensbedingungen lebt“, sagte die Co-Autorin der Studie, Eske Willerslev, Professorin an der Universität von Kopenhagen.
Sie erstellte zusammen mit Dr.Illardo verschiedene Studien über die genetischen Veränderungen bei Menschen, die unter ganz besonderen Bedingungen leben. Daraus haben die Wissenschaftlerinnen eine eigene These gezogen. Sie sind der Meinung, dass jeder Mensch dazu in der Lage ist, seinen Körper den Lebensumständen anzupassen. Daher können wir also stundenlang tauchen, wenn wir wollen?
8. Eine andere Art zu leben
Die Bajau leben auf ihre eigene Weise. Sie kennen kein Internet, interessieren sich nicht für soziale Netzwerke und wollen mit dem Rest der Welt auch nichts zu tun haben. Sie leben fern von allem, was für uns alltäglich und normal ist. Sie haben weder Fahrzeuge, noch Strom oder fließend Wasser. Die Bajau leben und ernährend sich ausschließlich in freier Natur. Sie verbringen den größten Teil ihres Lebens auf hoher See und gehen nur dann an Land, wenn sie das auch wirklich müssen.
Die Bajau essen nur Fisch, Obst und Gemüse, das sie in der Wildnis finden. Bereits vom jüngsten Alter an wird ihnen das Tauchen beigebracht. Das stundenlange Leben unter Wasser ist für diesen Stamm etwas ganz alltägliches, obwohl man das nicht glauben kann.
9. Warum diese Menschen unter Wasser leben wollen
Frühere wissenschaftliche Arbeiten haben gezeigt, dass die Robbe, ein Meeressäugetier, das den größten Teil seines Lebens unter Wasser verbringt, eine unverhältnismäßig große Milz aufweist. Man nimmt an, dass die Bajau aufgrund ihres Lebens auf einer Insel das Verhalten von anderen Säugetieren beobachtet und nachgemacht haben.
Über eine sehr lange Zeit haben die Mitglieder des Stammes ihr Leben ganz der Natur angepasst und so gelernt auch unter Wasser ganz normal zu funktionieren. Die erwachsenen Mitglieder der Bajau können teilweise zwischen 10-13 Stunden unter Wasser bleiben. Unglaublich, oder? Viele verschiedene Studien beschäftigen sich nun mit der Frage, ob man diese genetische Veränderung auf alle anderen Menschen dieser Welt übertragen kann.
10. Warum Dr. Ilardo fasziniert von den Bajau ist
Das Volk der Bajau ist, wie viele Nomaden auf der ganzen Welt, einem großen Stigma der umliegenden Bevölkerung ausgesetzt. Dr. Ilardo wies für The Atlantic darauf hin, dass ein Professor einer indonesischen Universität sie warnte, dass es sich um Menschen handele, denen man nicht trauen könne. Ein anderer sagte ihr, sie solle sich von ihren „Liebestränken“ fernhalten.
Es gibt viel Mystik um diese Menschen. Sie leben physisch am Rande der Gesellschaft, weshalb sie ständig mit Argwohn betrachtet werden. Dr. Ilardous sagte, dass sie eigener Erfahrung nach sagen kann, dass sie die zugänglichsten Menschen waren, auf die sie getroffen wäre. Dennoch bleiben über die Bajau noch viele unbeantwortete Fragen offen, die uns faszinieren.
11. Werden wir in Zukunft auch unter Wasser leben können?
Das Leben der Bajau bewegt viele Wissenschaftler weltweit dazu, weiter nach Antworten zu suchen und zu erforschen, ob die genetische Veränderung, die man bei den Mitgliedern des Bajau Stamms gefunden hat, nachahmen kann. Möglicherweise werden die Bajau in Zukunft zum zentralen Thema bei der Erforschung eines möglichen Lebens der Menschen unter Wasser.
Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass auch die Bajau gewöhnliche Menschen sind. Können wir also durch langes Training wirklich alle für mehrere Stunden unter Wasser bleiben? Allein der Gedanke daran, bis zu 12 Stunden unter Wasser bleiben zu können, jagt einem Angst ein, macht uns aber auch sehr neugierig.