Während sich ein Bulldozer in den staubigen Boden bohrt, werden Arbeiter in Mexiko auf ein merkwürdiges Objekt in der Erde aufmerksam. Bei näherem Betrachten können sie es als einen riesigen Knochen identifizieren.
Solche und ähnliche Berichte von Situationen während Bauarbeiten erreichen uns immer wieder. Wir wissen, dass auf ein solches Ereignis Ausgrabungen folgen werden, die interessante Entdeckungen für uns bereithalten. Nicht nur Überreste von Menschen und Tieren, die vielleicht vor Jahrtausenden unsere Erde bevölkert haben, können gefunden werden, sondern manchmal auch ganze Städte.
Eines steht auf jeden Fall fest: solche Funde geben uns immer wichtige Informationen über das Leben auf unserem Planeten in vergangenen Zeiten.
1. Außergewöhnliche Überreste unbekannter Tierarten
Kehren wir zurück auf unsere Baustelle in Mexiko City: Der riesige Knochen, der aus dem Erdreich ragte, war nicht das einzige Relikt, das hier gefunden wurde. Es kamen letztendlich Hunderte von Objekten zum Vorschein und schnell wurde klar, es handelte sich nicht um Knochen von bekannten Tieren. Nein, diese Knochen mussten die Überreste von gigantischen Bestien sein, die uns große Angst gemacht hätten, wenn sie uns zu Lebzeiten begegnet wären.
So groß wie diese Knochen waren, so außergewöhnlich selten waren sie auch. Aber obwohl diese Funde so spektakulär waren, waren nicht alle davon begeistert, denn die mexikanischen Behörden hatten gehofft, bis 2022 einen brandneuen Flughafen auf dem Grundstück zu errichten.
2. Uralte Artefakte
Die archäologischen Ausgrabungen mussten mit großer Sorgfalt durchgeführt werden und kosteten deshalb eine Menge Zeit. Niemand wusste anfangs von welchen seltsamen Kreaturen die gefundenen Skelette stammten und warum diese Tiere sich in so großer Zahl an einem Ort versammelt hatten.
Schon zu Zeiten der Azteken war die Region um Mexico City von Menschen besiedelt gewesen, deshalb schien es so unwahrscheinlich, ausgerechnet hier uralte Artefakte zu finden. Diese Ungereimtheit war schnell erklärt, als sich herausstellte, dass die Knochen viel älter waren als große menschliche Zivilisationen. Vor vielen tausend Jahren wanderten hier Kreaturen in unberührter Natur umher, die zur sogenannten Mega-Fauna gehört haben.
3. Eine komplett andere Landschaft
Vor tausenden von Jahren sah das Land, wo sich heute Mexiko City befindet noch ganz anders aus. An der Stelle wo heute die Hochhäuser einer modernen Metropole stehen, gab es früher eine große Seenplatte. Der größte See war der Lake Texcoco, der damals eine Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern bedeckte.
In dieser Landschaft lebten riesige Kreaturen. Aufgrund ihrer Äußerlichkeit wird vermutet, dass sie die Vorfahren von Tieren waren, die wir heute kennen. Die Vermutung lag nahe, dass die gefundenen Knochen von solchen Wesen stammten. Es könnten zum Beispiel die Überreste der Ur-Pferde gewesen sein, von denen wir wissen, dass sie vor 50 Millionen Jahren in Nordamerika lebten.
4. Handelte es sich vielleicht um Glyptodone oder um prähistorische Wölfe?
Weitere Spekulationen über den Ursprung der Knochen führten zu sehr bizarren Kreaturen, den Glyptodonen. Glyptodone sahen dem uns bekannten Gürteltier sehr ähnlich, waren nur um ein Vielfaches größer. Sie waren tatsächlich so riesig, dass ihre Größe zu den Knochen gepasst hätte, die unter Mexiko City gefunden worden waren. Des Weiteren ist bekannt, dass solche Tiere zu Urzeiten in Nordamerika gelebt haben.
Aber Glyptodone und Ur-Pferde waren nicht die einzigen Vermutungen der Archäologen. Es hätte sich auch um einen schrecklichen prähistorischen Wolf gehandelt haben können. Dieser Wolf lebte im Spätpleistozän und im Frühholozän Nordamerikas, also schon vor rund 2,5 Millionen Jahren.
5. Auch über Säbelzahntiger, Riesen-Faultiere und Mammuts wurde spekuliert
Neben dem Wolf und den Glyptodonen wurden auf der Suche nach dem Ursprung der Riesen-Knochen auch noch der Säbelzahntiger und der Megalonyx, ein gigantisches Faultier in Erwägung gezogen. Doch alle diese Spekulationen haben sich während der Ausgrabungen nicht bewahrheitet. Es handelte sich weder um Pferde, noch um Glyptodone, Wölfe, Säbelzahntiger oder Megalonyxe.
Zur Lösung des Rätsels trug eine weitere Ausgrabung einige Kilometer weiter bei. Hier wurden die Knochen von Mammuts gefunden, die offensichtlich in einer Falle gelandet waren und es kam die Vermutung auf, dass unsere Vorfahren sehr erfahren in der Jagd gewesen sein könnten. Diese Theorie erklärte zumindest, warum so viele Knochen an einer Stelle gefunden worden waren.
6. Mensch und Tier in Mexiko vor 12.000 Jahren
Wir wissen, dass Menschen in der Region um Mexiko bereits vor 12.000 Jahren gelebt haben. Für sie waren die gigantischen Urzeittiere ganz normal. Vielleicht haben ihre jagdlichen Fähigkeiten eine Rolle beim Verschwinden der altertümlichen Tierarten gespielt. Aber kann es wirklich nur die Interaktion des Menschen gewesen sein, die diese Spezies verschwinden lassen hat?
Eine andere Vermutung ist, dass das Aussterben vieler Arten damit zu tun gehabt haben könnte, dass irgendwann in der Vergangenheit die Erdtemperatur plötzlich stark anstieg und die Tiere sich darauf schlechter einstellen konnten als der Mensch. So könnte eine Art nach der anderen ausgestorben sein und sie haben uns nur ihre gigantischen Knochen als Relikte zurückgelassen.
7. Immer mehr Experten versammeln sich
Mehr und mehr Archäologen begannen sich für die Ausgrabungen in Mexiko zu interessieren. Näher untersucht wurde zunächst die zweite Ausgrabungsstätte mit den Überresten der Mammuts. Was mögen die Menschen wohl mit den Tieren gemacht haben, nachdem sie sie gefangen haben?
Ursprünglich wurde vermutet, dass Ur-Menschen große prähistorische Tiere nur einzeln mit Speeren gejagt hätten. Nun kam aber die Vermutung auf, dass unsere Vorfahren in ihrer Entwicklung weiter gewesen sein könnten, als wir dachten, wenn sie in der Lage waren, effektive Fallen zu bauen. Die Tatsache, dass nun auch Menschen in die Lösung des Rätsels der Riesenknochen einbezogen werden mussten, rief Anthropologen und Historiker mit auf den Plan.
8. Geschütze archäologische Grabungszone
Während den andauernden Ausgrabungen wurden schließlich über 50 Mammut-Skelette gefunden und man vermutete, dass ihre Zahl in die Hunderte gehen würde. Es handelte sich um die Ausgrabung wo die meisten Mammut-Skelette aller Zeiten gefunden wurden. Ihr Alter wurde auf 10.000 oder 20.000 Jahre geschätzt. Das muss zu der Zeit gewesen sein, als die Region um Mexiko City noch eine Seenplatte war, die gute Lebensbedingungen für eine große Anzahl an Tieren bot.
Manche Archäologen nennen die Gegen heute „Mammut-Zentrum“ und aufgrund der zahlreichen Funde darf hier jetzt nur noch unter Auflagen gebaggert werden, um zu vermeiden, dass weitere Funde aus Versehen zerstört werden könnten.
9. Waren Jäger beteiligt oder nicht?
Mit Fortschreiten der Ausgrabungen wurden sich die Wissenschaftler immer mehr uneins darüber, ob wirklich Menschen am Massentod der vielen Mammuts beteiligt gewesen waren. Einige vermuteten, die Tiere hätten auch im sumpfigen Gelände stecken geblieben und dort verendet sein können. Vielleicht haben urzeitliche Jäger aber auch aus dieser natürlichen Falle ihren Nutzen gezogen.
Die Theorie kam auf, dass die Mammuts absichtlich von Menschen in den Sumpf getrieben worden sein könnten. Es wurden nämlich einige Werkzeuge bei den Skeletten gefunden, die nachweislich von Menschenhand gefertigt worden waren. Natürlich wissen wir nicht, ob diese Werkzeuge zum Töten der Tiere gedient hatten oder ob sie aus einem ganz anderen Grund dort gelandet sind.
10. Gab es wirklich eine Co-Existenz von Mammuts und Menschen?
Da die Wissenschaftler mit ihren Spekulationen nicht weiter kamen, begannen sie Tests an den Skeletten durchzuführen, die Aufschluss darüber geben sollten, ob Menschen interveniert hatten. Sie kamen zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich sei, dass Mammut-Fleisch auf dem täglichen Speiseplan des Ur-Menschen gestanden hat.
Obwohl viele Menschen die Bilder kennen, auf denen der Ur-Mensch zusammen mit einem Mammut zum Beispiel bei der Jagd abgebildet ist, wissen wir heute, dass die beiden Spezies nur eine sehr kurze Zeit gemeinsam auf diesem Planeten verbracht haben. Fakt ist, dass die Mammuts ausstarben, aber auch der Ur-Mensch, der zu ihrer Zeit auf der Erde war, starb höchstwahrscheinlich wenig später aus.
11. Ein großer Schritt für die Urzeit-Forschung
Bis heute sind sich Wissenschaftler uneins darüber, was der wirkliche Grund für das Aussterben der Mammuts und anderer Arten war. Die Spekulationen bewegen sich hauptsächlich zwischen der Ursache des Klimawandels und der Ursache des Eingreifens früher Menschen. Tatsächlich könnte der Grund aber auch eine Kombination aus beiden Faktoren gewesen sein.
Auf jeden Fall haben die Entdeckungen in Mexiko die Wissenschaft einen entscheidenden Schritt weiter gebracht. Es ist sehr selten, dass so viele Skelette an einem Ort gefunden werden. Es müssen sehr spezielle Bedingungen an diesem Ort geherrscht haben, die es möglich gemacht haben, dass diese fossilen Fundstücke nach so langer Zeit noch so gut erhalten sind.