Es gibt viele Menschen, die vor Spinnen Angst haben. In Europa gibt es dazu eigentlich auch wenig Grund, den die heimischen Spinnen sind weder giftig noch sind sie furchteinflößend groß.
Aber in anderen Ländern sieht das schon ganz anders aus. In anderen Ländern gibt es Spinnen, die eine furchteinflößende Größe erreichen können oder die so giftig sind, dass sie reihenweise Menschen töten könnten.
Eine besonders krasse Entdeckung hat dabei der Kanadier Gil Wizen gemach. Der Fotograf hat beim diesjährigen „Wildlife Photographer of the Year“ in der Kategorie „Urban Wildlife“ mit dem Bild einer Spinne unter einem Bett gewonnen. Das Bild ist dabei ein echter Albtraumgarant, aber sieh selbst.
1. Spinne unter dem Bett
Gil Wizen ist kein Fotograf, zumindest nicht nur, hauptberuflich ist er eigentlich Insektenforscher. Das ist auch der Grund, warum er in Ecuador war. Er wollte im dortigen Dschungel Insekten erforschen.
Die Forscher gehen davon aus, dass man den Großteil der Insekten in den Regenwäldern noch nicht einmal kennt. Man stelle sich auch einmal vor, wie schwer es sein muss einen Käfer oder einen Schmetterling im Regenwald zu finden.
Wie dem auch sei, eines Tages warf Gil einen Blick unter sein Bett in der Forschungsstation. Aber was er da fand, verschlug auch ihm im ersten Moment den Atem. Auch wenn er an Insekten gewöhnt war, diese Spinne war ein anderes Kaliber.
2. Die brasilianische Wanderspinne
Halt Moment, hieß es nicht das Gil in Ecuador unterwegs war, als er die Spinne fand? Ja genau, aber Spinnen halten sich selten an Landesgrenzen. Im Gegensatz zu dem, was man bei dem Namen vermuten würde, kommt sie in seltenen Fällen auch in Ecuador vor.
Die Spinnenart wurde in Brasilien entdeckt und hat daher auch ihren Namen, allerdings hat sie sich seitdem stark verbreitet und so ist sie nun auch in Paraguay, Uruguay und Argentinien beheimatet.
Außerdem werden einzelne Tiere immer wieder beim Export von Bananen in alle möglichen Winkel der Erde verstreut. Auf diese Weise musste die Spinne auf dem Foto oder ihre Vorfahren auch nach Ecuador gekommen sein.
3. So vermehren sich die Spinnen
Das Fortpflanzung verhalten von Spinnen im generellen ist unglaublich faszinierend, wenn auch mitunter bei manchen dieser Tiere sehr schaurig. Auch bei der brasilianischen Wanderspinne ist das der Fall.
Die Männchen produzieren nämlich nicht direkt Sperma, sondern müssen dieses erst „produzieren“, indem sie ein spezielles Netz weben, über welches das Sperma erst einmal abgeben wird, bis es vom Männchen wieder aufgenommen wird.
Erst danach kann das Weibchen befruchtet werden und produziert dann hunderte Eier, aus denen später einmal kleine Spinnen schlüpfen werden. Die Eier werden dazu in einen kleinen Kokon gelegt, in dem sie sich entwickeln können. Das Muttertier trägt dieses Kokon immer mit sich und bewacht so ihren Nachwuchs.
4. „The Spider Room“ – ein Raum voller Spinnen
Gil Wizen war in den ecuadorianischen Dschungel aufgebrochen, um Insekten in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Oft verhalten sich gefangene Tiere nämlich vollkommen anders als Tiere in freier Wildbahn.
Ein Leben auf einer Forschungsstation ist dabei selten von Luxus geprägt, aber immerhin hatte er ein Bett, in dem er jeden Abend schlafen konnte. Das machte die Sache wesentlich angenehmer, als wenn er in einem Zelt schlafen müsste.
Vielleicht würde er sich das allerdings noch einmal anders überlegen. Denn in seinem Zimmer würde das Bild entstehen, mit dem er den großen Preis gewinnen würde. Wer das Bild gesehen hat, kann verstehen, warum Gil ihm den Titel „Room of Spiders“ gegeben hat.
5. Eine Invasion
Nach einem weiteren anstrengenden Tag wollte Gil sich eigentlich nur hinlegen und schlafen, aber das Schicksal hatte offenbar andere Pläne mit ihm. Als er nämlich in sein Zimmer kam, fiel ihm auf, dass es über all nur so vor kleinen Babyspinnen wimmelte.
In seinem Blog schreibt Gil dazu: „Sie waren im Moskitonetz, krochen auf meinem Rucksack, kletterten auf meine Ausrüstung und ruhten in meinen Kleidern. Sie waren überall.“
Das muss man sich einmal vorstellen und das ist, selbst für einen Insektenforscher, nichts, das man abends vor dem ins Bett gehen entdecken möchte. Vielleicht aber auch doch, immerhin ist es besser, als die kleinen Spinnen erst morgens zu finden.
6. Irgendwo musste ein Nest sein
Gil war klar, dass dort, wo es so viele Jungtiere gab, es auch irgendwo eine Art Zentrum geben musste. Er beschloss sich also auf die Suche danach zu machen und durchforstete sein ganzes Zimmer. Immerhin wollte er die Tierchen ja auch loswerden, denn teilen wollte er sein Bett bestimmt nicht.
Fündig wurde er dann schließlich unter seinem Bett. Die Größe der Spinne war wirklich beeindruckend, sagte Gil. Die brasilianische Wanderspinne ist neben den Vogelspinnen wohl mit die größte aller Spinnenarten.
Insgesamt, so der Forscher, erreichte das Tier fast die Größe einer Hand. Als Insektenforscher erkannte Gil sofort, um welche Art von Spinne es sich dabei handelte.
7. Eine tödliche Gefahr
Das Gift der brasilianischen Wanderspinne ist eines der giftigsten der Welt. Ihr Gift ist so stark, dass es sogar ausgewachsenen und gesunden Menschen in tödliche Lebensgefahr bringt.
Aus diesem Grund fürchten viele diese Spinne aus gutem Grund. Auch Gil Wizen sagt, dass ihm bei dem Gedanken, über dieser Spinne schlafen zu müssen, wirklich nicht wohl war. Zwar ist es selten, dass eine Spinne einen Menschen aktiv angreift, aber wenn sich die durchaus sehr aggressive Spinne bedroht fühlt, beißt sie zu.
Da die Spinne in vielen dicht besiedelten Regionen verbreitet ist, ist ein Zusammentreffen mit dem Menschen nicht selten. Tagsüber verkriechen sie sich auch gerne in dunkeln Ecken von Wohnungen und Häusern.
8. Gift mit Potenzial
Ein Gift ist in den seltensten Fällen ein einfaches Gift, das nur aus einer Komponente besteht. In den meisten Fällen setzt sich das Gift eines Tieres aus vielen, manchmal aus hunderten und tausenden, einzelner Toxine zusammen.
Das Gift der brasilianischen Wanderspinne ist auch aus vielen einzelnen Komponenten aufgebaut. Herausgefunden hat man dies, da man das Gift äußerst ausführlich untersucht hat. Immer mehr Forschungsgruppen weltweit beschäftigen sich mit Giften, um herauszufinden, ob man diese auch anderweitig nutzen kann.
Schon jetzt wurden viele unterschiedliche Medikamente und andere Mittel entwickelt, die vielen Menschen auf der Welt helfen. Auch bei dem Gift der Wanderspinne hofft man darauf, noch mehr solcher Medikamente zu finden.
9. Potentes Gift, potente Wirkung
Einzelne Wirkstoffe des Giftes könnten so zum Beispiel ein effektives und äußerst wichtiges Schmerzmittel ergeben. Bei verschiedenen Untersuchungen dieses Stoffes wurden zu dem bei geringen Dosierungen keine Nebenwirkungen entdeckt. Das wäre ein äußerst wichtiger Durchbruch. Daneben könnten andere Teile des Giftes auch in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden und wären eine Alternative zu Chemiekeulen.
Eine andere, vor allem für Männer interessante Wirkung wäre wohl die, dass gewisse Stoffe des Giftes eine potenzsteigernde Wirkung haben. Dieser Effekt wurde bis jetzt allerdings nur bei Tierversuchen angewiesen und es wird noch eine Weile dauern bis es Viagra als Nummer Eins Pille für den Mann ablösen wird.
10. Die Spinne bleibt Ihrem Namen treu
Die Spinne trägt nicht umsonst den Namen Wanderspinne. Während sie nach Beute jagt, kann sie Strecken von bis zu 100 Meter in einer Nacht zurücklegen. Wenn man bedenkt, dass die Spinne bloß die Größe einer Hand hat, ist es gleich noch einmal beeindruckender. Die Spinne ist so groß, dass sie sogar kleine Mäuse, Eidechsen und Frösche erlegen kann.
Brasilianische Wanderspinnen spinnen übrigens keine Netze, um ihre Beute zu fangen. Eigentlich sind sie klassische Lauerjäger, die an einem Fleck warten bis Beute vor ihnen auftaucht. Aber wenn sie keine Beute in ihrem Revier finden und sich darin auskennen, kann es zu den schon angesprochenen Wanderungen kommen.
11. Ein ganz besonderes Foto
Das Foto, das Gil Wizen von der brasilianischen Wanderspinne unter seinem Bett aufnahm, ist dabei ein besonderes Foto. Es wurde nämlich im renommierten „Wildlife Photographer of the Year“ Wettbewerb ausgezeichnet.
Da das Bild in einer Forschungsstation und damit nicht in freier Wildbahn aufgenommen wurde, wurde das Foto in der Kategorie „Urban Wildlife“ ausgezeichnet. Diese Kategorie beschäftigt sich mit dem Wildleben in direkter Nachbarschaft zum Menschen.
Dabei musste er die Spinne erst einmal suchen und danach noch unter dem Bett umher kriechen, um die beste Perspektive zu erreichen. Ein Aufwand, der sich Gils Meinung nach vollkommen gelohnt hat, dass das Bild wirklich etwas Besonderes ist. Wir finden, dass die Auszeichnung wohlverdient war.