Kreuzfahrtschiffe sind wahre Giganten der Meere. Wer sich einmal in einem Hafen befunden hat, zu einem Zeitpunkt, zudem ein Kreuzfahrtschiff dort geankert hat oder eingelaufen ist, der weiß, wie beeindruckend deren Größe ist und wie klein man sich im Angesicht solch eines Kolosses fühlt.
Mehr als 10 Stockwerke sind inzwischen üblich und die Ausstattung, die sich im Inneren verbirgt, lässt keinerlei Wünsche offen. Mit mehreren à la carte Restaurants, Casino, Kino, Einkaufspassage, Wellness Tempel, Sauna und Solarium sind sie oft besser ausgestattet als eine Kleinstadt.
So ein Schiff beherbergt dann auch die entsprechende Kleinstadtbevölkerung im Sinne der Anzahl an Passagieren. Und, wenn diese zum Landgang vom Schiff in kleine Altstädte strömen wie ein Schwarm Bienen, kann einem schon mal angst und bange werden.
1. Dubrovnik, Kroatien
Wer Dubrovnik kennt, der weiß, dass der Hafen, sowie die Stadt an sich, eher klein ist. Wenn man bedenkt, dass in 2017 etwa 60.000 Kreuzfahrtschiffe auf Dubrovnik Kurs genommen haben und dort auch angelegt haben, um den Touristen an Bord einen Besuch des malerischen Küstenstädtchens zu ermöglichen, werden die invasionsartigen Ausmaße schnell klar.
Dubrovnik selbst verzeichnet laut Einwohnermeldeamt ca. 42.000 Einwohner, die Kreuzfahrtschiffe beherbergen im Schnitt zwischen 4 und 5000 Passagiere.
Es kam sogar so weit, dass die enormen Massen an Urlaubern, die sich durch die engen Gässchen des beliebten Urlaubsortes drängten den Status“ Weltkulturerbe“, den die UNESCO vergeben hatte, gefährdeten. Der Bürgermeister Mato Frankovic zog die Notbremse und genehmigt fortan nur noch 2 Kreuzfahrtschiffen pro Tag das Anlegen im Hafen von Dubrovnik.
2. Kotor, Montenegro
Wenn ihnen die Stadt Kotor, in Montenegro bislang eher unbekannt war, so können wir ihnen versichern, dass sie es bei Kreuzfahrtschiff-Touristen sicherlich nicht ist. Kotor hat in etwa 23.500 Einwohner und hat bereits den spöttischen Spitznamen „Dubrovnik 2“ eingeheimst.
Das Reiseziel wird bei Kreuzfahrtreedereien stetig beliebter, Kotor besitzt eine zauberhafte Altstadt und zieht momentan jährlich um die 400 Kreuzfahrtschiffe und deren Passagiere in seinen Bann.
Bekannte Schiffe wie die Aida Cara, die über 1300 Passagiere beherbergt, sowie die MSC Musica mit 3010 Passagieren, nehmen gerne Kurs auf die malerische Küstenstadt. Während der Hauptsaison im Sommer schlängeln sich bereits täglich um die 10.000 Menschen durch die Gässchen der Altstadt von Kotor.
3. Venedig, Italien
Die kleinen Häuschen in der Nähe des Hafens werden von den Hochhaus-ähnlichen Kreuzfahrtschiffen weit überragt. In Venedig gab es ähnliche Streitigkeiten bezüglich des „Weltkulturerbe“ Status der Stadt, genauso wie es in Dubrovnik der Fall war.
Umweltschützer schlugen Alarm, weil sie das sensible ökologische Gleichgewicht durch die vielen Kreuzfahrtschiffe bedroht sahen. Die Touristen lieben es aber, langsam am berühmten Markusplatz in Venedig vorbeizugleiten
Die Stadtverwaltung hat im Jahr 2019 endgültig die Reißleine gezogen und verbietet dies nun aufgrund der nachgewiesenen Schädigung von Umwelt und Bausubstanzen. Man kann sich die Zahlen kaum vorstellen, über 2 Millionen Hotelgäste pro Tag in Venedig. Der italienische Verkehrsminister teilte eine Umleitung zu den Docks Lombardia und Fusina als ab sofort einzig zulässige Anlegemöglichkeit mit.
4. Stavanger, Norwegen
Die norwegische Stadt Stavanger liegt im Südwesten des Landes und ist mit 142.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt in ganz Norwegen. Die malerischen Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert liegen unmittelbar am Hafen.
Dieser wunderschöne Anblick, sowie die Tatsache, dass das Stadtzentrum in kürzester Zeit fußläufig erreichbar ist, macht diesen Hafen zu einem beliebten Anlaufpunkt für Reedereien. Für die Touristen gibt es nichts Schöneres, als von Deck zu gehen und mitten im Geschehen zu sein.
Wie so oft hat allerdings auch diese Medaille zwei Seiten, denn die Anwohner der malerischen Häuschen beschweren sich seit einiger Zeit darüber, dass der Ruß der Schiffe ihre weißen Häuschen verdreckt. Vor 20 Jahren liefen 30 Schiffe pro Jahr ein, mittlerweile sind es ca. 250 jährlich, Tendenz steigend.
5. Honningsvag, Norwegen
Pro Jahr verzeichnet Honningsvag zwischen 250.000 und 300.000 touristische Gäste. Das ist ziemlich genau das hundertfache der Einwohnerzahl in dieser kleinen Fischereisiedlung.
Was macht diesen Ort nun aber so interessant für die Reedereien und die Touristen? Honningsvag ist der Verwaltungssitz der Gemeinde Nordkapp und wird täglich von den Kreuzfahrtschiffen der „Hurtigruten“ angesteuert.
Einige Anwohner berichten, dass in einer so kleinen Gemeinde schnell alltägliche Dinge aus dem Ruder geraten, wenn so ein Kreuzfahrtschiff anlegt und auf einen Schlag 6000 Menschen nach Honningsvag strömen. Es wurden schon Beerdigungen und Hochzeiten der Einheimischen gestört und die Touristen werden, auch wenn der Ort vom Tourismus lebt immer häufiger als Störfaktor gesehen.
6. Longyearbyen, Norwegen
Longyearbyen ist sowohl größter Ort, als auch Sitz des Verwaltungszentrums der von Norwegen verwalteten Inselgruppe Spitzbergen. Die Gegend ist wirklich äußerst abgelegen, was die Touristen jedoch keineswegs daran hindert, in die eiskalte Schneewüste der Arktis vorzudringen.
Spitzbergen hat auch den Namen Svalbard und beherbergt eine große Anzahl selten gewordener bis hin zu vom aussterben bedrohter Pflanzenarten, auch Biodiversität genannt.
Wenn ein Kreuzfahrtschiff in dem kleinen Ort anlegt wird Svalbard überrannt von Touristen. 2000 Menschen, die auf einmal aussteigen, sind keine Seltenheit. Andere Städte auf Spitzbergen haben nun eine Lösung für diese Problematik gefunden, größere Kreuzfahrtschiffe wurden dort von der Regierung schlicht und ergreifend verboten, um die außergewöhnliche Naturvielfalt durch das Schweröl nicht zu gefährden.
7. Cambridge Bay, Kanada
Eines der vielen Opfer des voranschreitenden Klimawandels. Die Cambridge Bay war sehr lange Zeit geschützt vor derartigem Massentourismus wie einige Reedereien ihn betreiben.
Das ewige Eis hatte die arktische Insel bis vor einigen Jahren völlig umschlossen, was es Kreuzfahrtschiffen unmöglich machte dort anzulegen. In der gesamten Gegend leben weniger als 2000 Menschen und man kann sich nur vage vorstellen, wie Respekt einflößend es für diese gewesen sein muss, als 2016 das erste mehrstöckige Kreuzfahrtschiff dort vor Anker gegangen ist.
Inzwischen legen immer mehr Kreuzfahrtschiffe dort an, befremdlich, wenn man überlegt, dass sämtliche Bewohner der gesamten Region in nur einem dieser Schiffe Platz finden würden.
8. Warnemünde, Deutschland
Bereits im Jahr 2013 titelten ortsansässige Zeitschriften, dass Warnemünde förmlich von Touristen überrannt wird. Im Seebad Warnemünde boomt er, der Kreuzfahrttourismus. Dreifach- oder Vierfachankunft, mehrere der riesigen Kreuzfahrtschiffe im Stile der AIDA Blu passen nebeneinander in den Warnemünder Hafen.
Die Einwohnerzahl von 8000 Seelen verdoppelt sich da gerne schlagartig, viele der Urlauber fahren mit einem der jährlich etwa 50 Sonderzüge direkt weiter nach Berlin.
Die Kreuzfahrtdestination Rostock-Warnemünde besteht bereits seit 1960 und ist inzwischen zur wichtigsten in ganz Deutschland geworden, dank etwa 600.000 Passagierbewegungen jährlich. Eines ist der Verwaltung in Warnemünde allerdings klar: Viel mehr Luft nach oben ist nicht mehr, irgendwann ist Warnemünde einfach zu voll, ein weiterer Ausbau des Tourismus ist nicht mehr möglich.
9. Portimao, Portugal
Portimao ist eine kleine, romantische Hafenstadt an der Algarve. Sie verzeichnet knapp 56.000 Einwohner und ist bei Reedereien wie Touristen mehr als beliebt.
Der Tourismus floriert und hält die Region mit Arbeitsplätzen über Wasser, aus diesem Grund wird hier viel für die Besucher getan, man baut eine neue Fahrrinne und verbreiterte bereits das Hafenbecken.
Bis zum Jahr 2030 soll sich die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die hier anlegen wollen, vervierfacht haben. Das stellt Portimao vor völlig neue Herausforderungen. Die beiden Kais werden von 180 auf 330 m verlängert, um den riesigen Schiffen, von denen einige um die 270 m lang sind, das Anlegen überhaupt erst zu ermöglichen.