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Das Geheimnis um das einsamste Haus der Welt

Bild: IMAGO / agefotostock

Ein windgepeitschter Felsen erhebt sich aus dem Atlantischen Ozean und wird von den Wellen aus allen Richtungen umspült. Man könnte es tatsächlich als Insel bezeichnen. Doch wirklich so, wie man sich eine Insel vorstellt, sieht es dann doch nicht aus. Keine Spur von goldenen Stränden und luxuriösen Hütten für Touristen. Stattdessen sieht die Insel komplett leer aus.

Bis auf ein einzelnes, kleines Haus am Rande der Klippen. Ein Haus, das so abgelegen ist, so unglaublich isoliert, dass es als das „einsamste Haus der Welt“ bezeichnet wird. Und als ob das nicht schon beunruhigend genug wäre, hat dieses alleinstehende Haus auch noch eine ziemlich dunkle Geschichte hinter sich.

1. Was steckt dahinter?

Bild: IMAGO / Joana Kruse

Wenn man schlimme Dinge tun würde und damit davonkommen wollte, dann wäre dieser Ort wohl der richtige dafür. Eine Polizei sucht man hier vergeblich. Diese Insel heißt Elliðaey und ist Teil des isländischen Vestmannaeyjar-Archipels. Und von den 45 Inseln des Archipels ist offenbar nur eine – ein Ort namens Heimaey – das ganze Jahr über bewohnt.

Seine Ruhe hat man hier also definitiv. Elliðaey ist ein isoliertes Fleckchen Land in der Wildnis des Ozeans, völlig unberührt von Straßen, oder Stromkabeln oder sonstiger moderner Technologie. Das Wohnhaus selbst ist das einzige offensichtliche Anzeichen dafür, dass Menschen jemals einen Fuß auf die Insel gesetzt haben.

2. Eine interessante Geschichte

Bild: IMAGO / Joana Kruse

Doch wer war diese Person, die sich hier niedergelassen hatte? Und warum genau hat man sich einen so abgelegenen und wirklich trostlosen Ort ausgesucht, um ein Haus zu bauen? Über diese Frage haben sich im Laufe der Jahre viele Leute Gedanken gemacht. Dabei kamen so ziemlich verrückte Theorien zustande.

Es gibt einige wilde Geschichten, von Popstars (die sich hier zurückziehen wollen) bis hin zu Zombies (welche die Erde überrennen und das Haus zu einem der letzten Rückzugsorte macht), die sich um das rätselhafte Haus auf Elliðaey ranken. Tatsächlich haben sowohl die Insel mit dem verlassenen Haus als auch die weitere Inselgruppe der Vestmannaeyjar eine sehr interessante Geschichte zu erzählen.

3. Die Geschichte des Sklavenhalters

Bild: IMAGO / AGB Photo

Zum einen haben die Westmännerinseln – wie die Inselgruppe auf Deutsch heißt – eine dunkle Vergangenheit. Und diese geht zurück auf Ingólfr Arnarson, dessen Familie vermutlich als erste in Island siedelte. Arnarson war ein Sklavenhalter, und offenbar waren zwei seiner Gefangenen zu den Westmännerinseln geflohen. Der Geschichte nach gelang es Arnarson, diese armen Seelen wieder aufzuspüren und brachte sie kurzerhand um.

Die beiden Sklaven stammten aus Irland – einem Ort, von dem man einst annahm, er sei das westlichste Stück Land der Welt. Die Entdeckung Islands hat diese Theorie später widerlegt, aber die Iren waren trotzdem als „Westmänner“ bekannt. Und so erhielten diese Inseln ihren Namen.

4. Die Inselgruppe wird belebt

Bild: IMAGO / Michael Marquand

Letztendlich strömten jedoch immer mehr Menschen in diesen Teil der Welt. Auf der Insel Heimaey, die größte Insel der Inselgruppe, ließen sich viele Menschen nieder. Hier gab es nämlich reichlich Nahrungsmittel, vor allem, wenn man gerne Papageientaucher mampfte. Doch trotz ihrer abgelegenen Lage war Heimaey nicht vor Plünderern gefeit.

Im Jahr 1627 wurde die Insel von algerischen Piraten geplündert, die Verwüstung anrichteten und sogar Bewohner in Gefangenschaft nahmen. Die Invasion war ein weiteres dunkles Kapitel in der Geschichte der Westmännerinseln. Doch das Leben auf dem Archipel beruhigte sich bald wieder. Auch die Menschen blühten auf, als die Jahrhunderte vergingen und die Verbindung zum Festland immer enger wurde.

5. Ein Vulkanausbruch stiftet Chaos

Bild: IMAGO / Panthermedia

Doch mit einem Schlag änderte sich alles. Ohne Vorwarnung brach 1973 auf Heimaey ein bis dahin unbekannter Vulkan aus. Heiße Lava und giftige Chemikalien quollen aus dem Vulkan und verteilten sich über ganz Heimaey. Für die Insel und seine Natur eine Katastrophe. Doch glücklicherweise konnten die Menschen schnell reagieren.

So kam bei der Eruption kein einziger Mensch ums Leben. Das hieß aber nicht, dass die Gefahr gebannt war und alle wieder zu ihrem Haus zurückkehren konnten. Die Bewohner der Insel hatten zwar die Insel verlassen können, aber ihre Häuser waren noch da und mussten geschützt werden. Doch die Behörden hatten einen cleveren Plan.

6. Ein interessanter Plan

Bild: IMAGO / Joana Kruse

So wurde Meerwasser benutzt, um zumindest einen Teil der Häuser zu schützen. Leider wurden trotzdem rund 20 % der Gebäude von der Eruption erfasst. Ungefähr 15 Prozent der Menschen verließen die Insel für immer. Aber die Katastrophe hatte zumindest einen überraschenden Vorteil.

Die Lava, die freigesetzt wurde, kühlte schließlich ab und schuf neues Land. Der Vulkan selbst wurde sogar zu einer Touristenattraktion. Und auch in jüngerer Zeit haben die Inseln ihren Status als touristischer Hotspot behalten. Der Vulkan ist natürlich eine große Attraktion und der Krater, der nach dem Ausbruch entstanden ist, steht heute neugierigen Besuchern aus aller Welt offen.

7. Unmengen an Papageientaucher

Bild: IMAGO / agefotostock

Doch auch die wunderbar vielfältige Natur vor Ort zieht viele Besucher an. Vor allem die Beobachtung von Papageientauchern ist auf den Westmännerinseln eine beliebte Aktivität. Diese bezaubernden Vögel tauchen in den wärmeren Monaten des Jahres in großer Zahl auf. Man kann sie entlang der Felsen und Klippen beobachten.

Vor hier aus springen sie gerne kopfüber ins Wasser, um sich einen leckeren Fisch zu angeln. Viele andere Vogelarten sind auf den Westmännerinseln zu Hause, aber Papageientaucher sind bei weitem in der Überzahl. Und zu Fressen haben sie hier auch genug, denn die Gewässer sind voller Fische und sogar einige der größten Meeresbewohner, Orcas, Buckelwale und Finnwale, sind hier zu finden.

8. Das geheimnisvolle Haus

Bild: IMAGO / blickwinkel

Vielleicht gibt es sogar mehr Tiere als Menschen auf den Westmännerinseln. Doch weg von Heimaey, denn diese ist die einzige Landmasse mit ständigen Bewohnern. Die anderen beherbergen nur Touristen. Und dann gibt es noch diese andere Insel mit dem geheimnisvollen Haus: Elliðaey.

Was wissen wir eigentlich über dieses Haus? Offenbar war Elliðaey nicht immer menschenleer. Etwa im 18. Jahrhundert sollen dort fünf verschiedene Familien gelebt haben. Sie lebten von der Landwirtschaft, dem Fischfang und der Vogeljagd. Das Haus muss also von diesen Menschen gebaut worden sein, würde man denken. Doch weit gefehlt, denn das Haus war schon vor ihrer Ankunft da.

9. Das Geheimnis um das Haus bleibt

Bild: IMAGO / Nature Picture Library

Die Familien haben schließlich die Insel irgendwann in den 1930er Jahren wieder verlassen. Möglicherweise haben sie beschlossen, dass es anderswo bessere Möglichkeiten zum Arbeiten und Überleben gibt – trotz des großen Angebots an Papageientauchern auf Elliðaey. Wegen der Papageientaucher – und der Jagdsaison – hat sich der Jagdverein Elliðaey auf der Insel niedergelassen.

Zumindest wird die Hütte so ab und an einmal genutzt. Aber wirklich gelebt hat dort auf der Insel und dem Haus schon lange keiner mehr. Das macht es sehr viel schwieriger, einige der wichtigsten Fakten über das Haus zu ermitteln, einschließlich der Frage, wer es überhaupt gebaut hat.

10. Wilde Theorien

Bild: IMAGO / ZUMA Wire

Natürlich gibt es rund um dieses einsame Haus auch viele Theorien um zu erklären, wo dieses herkommt. So heißt es, dass das Haus auf Elliðaey von einem Milliardär gebaut wurde. Das ist sicher nicht unmöglich, aber warum sollte ein reicher Mann ein so abgelegenes Haus haben wollen?

Damit er einen sicheren Ort hat, falls Zombies die Welt übernehmen! Eine andere Hypothese ist, dass das abgelegene Haus für einen religiösen Einsiedler gebaut wurde, der dort irgendwelche Rituale durchgeführt hat. Wieder andere behaupten, dass es das Haus gar nicht gibt. Doch zumindest in diesem Punkt kann man sich sicher sein: Das Haus existiert wirklich.

11. Das Geheimnis gelüftet?

Bild: IMAGO / ZUMA Wire

Wieder andere Erzählungen besagen, dass der Jagdverein Elliðaey dieses Haus gebaut hat. Angeblich haben die Mitglieder der Gruppe das Haus gebaut, um während der Jagdsaison auf Papageientaucher eine Unterkunft zu haben. Natürlich würde das etwas mehr Sinn ergeben, denn die Insel ist voller dieser Tiere.

Die Mitglieder des Jagdvereins sammeln hier die Eier der Vögel und jagen diese um ihr Fleisch zu gewinnen. Es wurde einzig und allein zu dem Zweck gebaut, die Ausflüge zur Papageientaucherjagd so reibungslos wie möglich zu gestalten. Es ist im Grunde nur eine Basis für die Jäger, um sich auszuruhen. Vielleicht steckt somit gar kein so großes Geheimnis dahinter.





Interessant: Wussten Sie, dass manche Tiere selbstleuchtend sind?

Biolumineszenz ist die Fähigkeit einiger Lebewesen, Licht durch chemische Reaktionen in ihrem Körper zu erzeugen. Beispiele sind Glühwürmchen, Tiefseefische und bestimmte Quallenarten. Diese Fähigkeit dient verschiedenen Zwecken, wie der Anlockung von Partnern, der Abwehr von Feinden oder der Tarnung. Die chemischen Prozesse hinter der Biolumineszenz sind ein faszinierendes Forschungsgebiet.