Als weit abgelegener Staat im verborgenen Nordwesten Nordamerikas war Alaska schon immer ein wilder und wunderschöner, aber auch ein unberührter und teilweise unentdeckter Ort. Ein beunruhigendes Geheimnis des Landes lag Tausende von Jahren begraben unter Eis und Schnee. Wissenschaftler begannen mit den Bohrungen eines Tunnels in der Tundra Alaskas und machten dabei einen erschreckenden Fund.
Anscheinend ragten aus dem angebohrten Boden der gefrorenen Fläche die Überreste ausgestorbener Tierarten heraus. Ein riesiger unterirdischer Friedhof von lange vergangenen Spezies kam zum Vorschein. Warum Mutter Natur damit den Finger auf dem Auslöser einer tickenden Zeitbombe hält, die beängstigende Konsequenzen für die Menschheit haben könnte, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
1. Die Permafroststudie
In den 1960er-Jahren entschlossen sich einige Forscher der US-Armee in der Nähe von Fairbanks, der zweitgrößten Stadt des Staates, einen Tunnel für ein Forschungsprojekt zu graben. Das Ziel dieses Militärprojekts war die Studie an dem Phänomen des Permafrosts, ein Sammelbegriff für die Art von Bodenfrost, der 85 Prozent des gesamten Staates Alaska und laut weiterer wissenschaftlicher Ergebnisse sogar 25 Prozent der gesamten nördlichen Hemisphäre einnimmt.
Permafrost besteht aus allerlei Bodensubstanzen wie feinem Kies, Erdpartikeln und Sand, die sich in mehrfach gefrorenen Schichten anordnen, sobald die Umgebungs- und Bodentemperatur über einen Zeitraum von mehreren Jahren immer wieder unter den Gefrierpunkt fällt.
2. Das sensible Gleichgewicht unseres Planeten
Nach heutigem Stand der Wissenschaft unterscheidet man Permafrost in kontinuierliche und diskontinuierliche Sequenzen. Ein perfektes Beispiel für Ersteres stellt Sibirien mit seiner durchgängigen Fläche von gefrorenem Boden dar. Unterbrochener Permafrost ist gesplittet in verschiedene Flächen und Teile, die regelmäßig in verschiedene Wetterzonen teilweise schmelzen und wieder gefrieren.
Beide Formen des Permafrosts haben über die Jahre der Wissenschaft wesentlich zum Verständnis unseres gesamten Klimas beitragen können und auch dazu, welches sensible Gleichgewicht dem zugrunde liegt. Unsere Ressourcen sind seit einiger Zeit auf dem Rückzug. Laut National Geographic hat sich über das gesamte 20. Jahrhundert die Eisschichten des Planeten um mehr als 4° C erwärmt und die Folgen sind fatal.
3. Permafrost – Phänomen der Vergangenheit?
Als der Fairbanks-Tunnel gegraben wurde, war der dortige Permafrost in der Region seit je her relativ unverändert. Bis heute beeinflusst durch den gesamten weltweiten Temperaturanstieg, hat sich die Bodentemperatur des gefrorenen Untergrunds der Arktis und in der Region Alaskas verändert und die Eisschichten schmelzen.
Zur stetigen Beobachtung dieser Veränderungen dient heute unter anderem der erwähnte Tunnel und bildet dabei ein Teil des Cold Regions Research and Engeneering laboratory (CRREL), wo Naturwissenschaftler den unterirdischen Permafrost und die Reaktionen des Klimawandels auf diesen erforschen. Experten wie Dr. Thomas Douglas, dem Geochemiker der US-Armee eröffnet die Arbeit dort einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit und die aktuell beängstigende Zukunft der Erde auf.
4. Die lang vergessenen Spezies im Eis
Manche sehen die Tundra als totes Land an, aber der Frost und vor allem der Permafrost verbirgt jede Menge prähistorische Überreste, die Jahrtausende unter dem Gefrierpunkt erhalten wurden. Der Fairbanks-Tunnel, in dem einige Besucher die, aus den Wänden ragenden Knochen und Überreste von Mammuts verzeichneten, ist der wohl beste Beweis dafür.
Ein gesamtes Ökosystem in der Zeit eingefroren, das lang ausgestorbenen Lebewesen weiter mit sich trägt. Ausgestorbene wollige Nashörner, urzeitliche Pflanzen, praktisch alles, was sich damals oberhalb des Bodens bewegte ist nun darin eingeschlossen und für immer gefroren. Aber nicht nur die faszinierenden Lebewesen, auch alles woraus sie bestehen, was uns und unserer Welt heute schadet, wurde eingefroren.
5. Die eigentlichen Gefahren im Eis
Alle Lebensformen, alles auf der Welt Existierende, tot oder lebendig, aufgetaut oder eingefroren, kalt oder warm, besteht aus einer Grundsubstanz: Kohlenstoff. Und definitiv nicht zu wenig davon.
2018 berichtete Douglas einer Zeitung: „Der Permafrost besteht aus doppelt so viel Kohlenstoff, als aktuell in der Erdatmosphäre unterwegs ist. Das sind 1.600 Billion (metrische) Tonnen.“
Solange es gefroren ist, stellt diese Masse an Kohlenstoff keine Herausforderung dar. Aber wenn sich die Temperatur weiter erhöht und der Boden der Arktis zu schmelzen beginnt, wird es für uns fatal. So fanden Douglas und sein Team in einem Experiment heraus, dass sich unsere Welt in eine alarmierende Richtung bewegen.
6. Die Überlebenden der Eiszeit
Während der Untersuchung bohrten die Wissenschaftler der CRREL im Tunnel Löcher in die dortigen Permafrost-Schichten und entfernten einzelne Eissektionen, jede etwa 12 cm lang und 6 cm dick. Mit den Stücken begaben sie sich ins Labor, wo sich alles langsam aufwärmte.
Es dauerte nicht lange bis das Team feststellte, das etwas nicht stimmte.
„Diese Biomassen waren über ca. 25.000 Jahre tiefgefroren“, erklärte Dr. Douglas. „Und mit den richtigen Umweltbedingungen erwachte es plötzlich wieder zurück zum Leben.“ Verblüffenderweise wurden die Bakterien im Permafrost nur außer Gefecht gesetzt und mit steigender Temperatur wachten sie wieder auf und gingen ihrer gewohnten Arbeit nach.
7. Die Gewinner der Krise
Der Klimawandel und das Chaos in der Natur könnte jedoch für ein gewisses Lebewesen eine hervorragende Umgebung bilden: Den Bacillus anthracis. Dieses Bakterium führt zum sogenannten Milzbrand, einer potenziell tödlich verlaufenden Infektion, die vor langer Zeit schon mal Sibirien beherrschte.
Laut wissenschaftlicher Ergebnisse sind die Milzbrand Erreger grundsätzliche Bestandteile eines jeden Bodens als Produkt natürlicher Prozesse. Sobald diese jedoch an Menschen gelangen, verursachen sie eine starke Blasenbildung auf der Haut, die weitere schwerwiegende Reaktionen und Komplikationen zur Folge haben kann.
Nachdem nun Generationen von Menschen ein Leben in der Natur ohne dieses fiese Bakterium führen konnten, führt die Klimaerwärmung zu dessen Rückkehr in unseren Alltag.
8. Wenn das Eis zu schmelzen beginnt…
Zurück in Alaska und zum Experiment von Douglas fanden die dortigen Forscher heraus, dass die wiederbelebten Bakterien aus dem Eis nun mit den toten Überresten von Tieren und Pflanzenmaterialien zu reagieren begannen.
Die Umwandlung bzw. Aufspaltung von Kohlenstoff in die Abfallprodukte Methan und Kohlendioxid wurde festgestellt. Und wie man weiß handelt es sich hierbei um die beiden Gase, die hauptverantwortlich für den Klimawandel sind.
Bis dahin konnte Alaska als Mutter Teresa der Klimaerwärmung betrachtet werden, da es mehr Kohlendioxid aus der Luft filterte, als es abgab. Sobald nun aber der Permafrost in den Böden des Landes zu schmelzen beginnt, könnte dieser Prozess gravierend gedreht werden.
9. Der Weg in den Teufelskreis
Die meisten Wissenschaftler sind noch immer überzeugt, dass wir Menschen und das Leben, das wir führen, der größte Produzent von Treibhausgasen sind. Der schmelzende Permafrost stellt sich nun aber als starker Rivale gegenüber. Dieser soll bereits in den vergangenen Jahren 1,2 – 2,2 Millionen Tonnen CO² freigesetzt haben, was damit der kompletten Kohlendioxid-Produktion Japans entspräche.
Mit den bereits verzeichneten wachsenden Emissionen Alaskas und der Vergiftung der Böden durch die Milzbrand-Bakterien in der gesamten nördlichen Hemisphäre rückt der Klimawandel in ein dramatisches Licht des unaufhaltsamen Teufelskreises. Je wärmer die Erde wird, umso mehr Permafrost schmilzt und setzt neue erwärmende Gase und Gifte frei, die dann wieder weitere Regionen zum Schmelzen bringen usw.
10. Was passiert, wenn es passiert?
Wie beschrieben besteht Permafrost aus mehrfachen Schichten von gefrorenen Böden, die das Gerüst unserer Erdoberfläche bilden. Wenn diese nun anfangen zu schmelzen, könnte sich zusätzlich zu Hitzewellen und giftigen Bakterien die gewohnte Oberfläche drastisch verändern.
Nahezu über Nacht können Seen geleert werden, Flüsse ihre Richtung ändern, Gräben, Schluchten, Grenzen werden verändert. Am Beispiel von Alaska und der dortigen Wärmeentwicklung wurden vorher dichte Grünflächen von Wasser durchzogen und bilden seither Seen und Flüsse. Bisherige Pflanzenarten verschwanden, neue traten auf die Bildfläche. In Kanada brachte eine eingestürzte Klippe aus Permafrost einen neuen Wasserfall hervor, der einen benachbarten See um 800.000 Gallonen Wasser erleichterte und das nur binnen 2 Stunden.
11. Unsere Erde und Wir
Viele erschreckende Aussichten, die die Natur für uns bereithält. Auf lange Sicht besteht kein Zweifel daran, dass der Klimawandel und der hier beschriebene Effekt der Permafrost-Schmelze bereits enorme Schäden genommen haben und weiterhin nehmen werden, an uns und unserer Erde. Nicht zu vergessen, welche Gefahren uns aus dem Luftraum über uns noch erwarten könnten.
Experten sind verunsichert, welche Effekte sich noch ergeben, aber klar ist, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um unsere beeinflussbaren Emissionen so gering wie möglich zu halten und damit die Welt in ihr natürliches Gleichgewicht zurückbringen zu können. Die Sorge aber bleibt, dass das jetzt zu wenig und vielleicht auch schon zu spät ist.